Die Cablecars in San Francisco sind überrissen teuer und fast ausschliesslich den Touristen vorbehalten. Aber die Stadt meiner Auswanderer-Wahl ist dennoch eine unter wenigen in den USA, die ein funktionierendes System von öffentlichen Verkehrsmitteln vorzuweisen hat. Jedenfalls nach ausserhelvetischen Massstäben.
Rasch hatte ich mich daran gewöhnt, dass die Busse im Schrittempo fahren und die Haltestellen oft zu Dreien alle 45 statt einzeln alle 15 Minuten anfahren (und generell nicht geeignet sind, um zu einer bestimmten Zeit irgendwohin zu gelangen).
Taktfahrplan, Schweizer Version: Jede Minute ein Bus. (Bild: Peter Sennhauser)
Umso höher stieg bei Heimatbesuchen meine Ehrfurcht ob der Dichte, der Perfektion und der Bequemlichkeit der Verkehrssysteme in der Schweiz. Um eine der vielen Verbindungen zu erwischen, braucht man nicht auf die Uhr zu gucken; anhand der Ankunftszeit könnte man sie dagegen richten.
So habe ich mich nach der Heimkehr auch nicht gewundert, dass die Passagiere morgens und abends vor den Zugtüren in unpassierbaren Trauben stehen und die Trams stürmen, als gäbe es sie morgen nicht mehr. Es wirkte wie schiere Begeisterung über die Schönheit der Perfektion, die Annehmlichkeit der guten Verbindung.
Bis ich das Leiden in den Mienen zur Kenntnis nahm. Den Verdruss über die zwei Minuten Verspätung, für die sich der Schaffner entschuldigt. Die Qual ob der vollen Besetzung der Waggons, in denen jeder nur einen Sitzplatz abkriegt.
Inzwischen weiss ich: Wenn in den Abteils jemand sitzt, der fröhlich lächelt, die Fahrt geniesst und ob der Verspätungsmeldung leise kichert – dann handelt es sich um einen ausländischen Touristen. Oder einen Heimkehrer.