Nach einer Meuterei von Polizisten in Bolivien hat die Armee des lateinamerikanischen Landes am Samstag verstärkt Soldaten in die grösseren Städte geschickt. Verteidigungsminister Ruben Saavedra sagte, die Zahl der Militärpolizisten in den wichtigsten Städten des Landes werde verdoppelt.
Patrouillen und Wachen würden verstärkt, damit Privatbesitz verteidigt und die öffentliche Ordnung gewahrt werde. Die Meuterei hatte am Donnerstag begonnen. Polizisten, die deutliche Gehaltserhöhungen fordern, besetzten den Hauptsitz der Bereitschaftspolizei und acht weitere Polizeiwachen. Seitdem wurden mehr als zwei Dutzend Polizeigebäude im ganzen Land besetzt.
Am Freitag eskalierte die Lage weiter, als rund 300 vermummte Polizisten in Zivilkleidung den Geheimdienst-Sitz angriffen. Sie warfen mit Steinen Fensterscheiben ein, verwüsteten die Büroräume und legten Feuer.
Kommunikationsministerin Amanda Davila sagte am Samstag im Radiosender Erbol, die streikenden Polizisten sammelten Waffen und drängten andere Einheiten dazu, ihre Waffen auszuhändigen. Presse- und Geheimdienstberichte deuteten auf ein „Putsch-Szenario“ hin, sagte Davila.
Javier Quispe, ein Sprecher der Streikenden, sagte, dies sei eine „Lüge“. Die Polizisten forderten lediglich ein „faires Gehalt“.
Lange schwelender Konflikt
Ein Treffen zwischen Innenminister Carlos Romero und den Streikenden endete am Samstagmorgen ohne Ergebnis. Romero sagte, es gebe zwei Möglichkeiten einer Lösung: durch Dialog oder durch Konfrontation. „Wir bevorzugen den ersten Weg“, sagte Romero.
Er forderte die meuternden Polizisten auf, ebenfalls auf Gewalt zu verzichten. Die Streikenden verlangten direkte Verhandlungen mit Staatspräsident Evo Morales.
Der Streik der Polizisten ist die Eskalation eines seit geraumer Zeit andauernden Konflikts, der sich inzwischen auf acht der neun Provinzen Boliviens ausgeweitet hat. Mehrere Polizisten oder Ehefrauen von Polizisten versuchten bereits, ihrer Forderung mit Hungerstreiks Nachdruck zu verleihen. Die Polizeibeamten verlangen eine Erhöhung des Grundgehalts um 70 Prozent auf 2000 Bolivianos (rund 267 Franken).