Die hohe Zahl an zivilen Opfern bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen beunruhigt die UNO. Berichte über die Bombardierung von Wohnhäusern gäben Anlass zu der Sorge, dass Israel die Menschenrechte verletze, sagte die UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay.
Sie kritisierte am Freitag in Genf das israelische Vorgehen, aber auch die Raketenangriffe militanter Palästinenser aus dem Gazastreifen. Pillay rief beide Seiten dazu auf, die Rechte der Zivilbevölkerung zu respektieren.
Die Zahl der Toten bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen stieg auf mindestens 100. Die meisten Opfer sind nach palästinensischen Angaben Zivilisten. Seit Beginn von Israels Offensive seien zudem 680 Palästinenser verletzt worden, teilte der Sprecher der Rettungsdienste im Gazastreifen über Twitter mit.
Die israelische Luftwaffe fliegt seit Dienstag massive Einsätze gegen Ziele im Gazastreifen, um den Raketenbeschuss durch militante Palästinenser zu unterbinden. Mehr als 800 Tonnen Raketen und Bomben schlugen nach Armeeangaben in dem kleinen Palästinensergebiet am Mittelmeer ein.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte am Donnerstagabend beschlossen, die Luftangriffe auf den Gazastreifen weiter auszudehnen. Ausserdem wurden drei Infanteriebrigaden an die Grenze verlegt – für eine mögliche Bodenoffensive.
Ein oder zwei weitere Brigaden sollten in den kommenden Tagen zur Verstärkung anrücken, sagte der israelische Armeesprecher Peter Lerner. Insgesamt wurden 33’000 israelische Reservisten mobilisiert.
Flughafen beschossen
Im Gegenzug weiteten die militanten Milizen im Gazastreifen ihren Raketenbeschuss auf Ziele in Israel aus. Militante Palästinenser hätten bisher 550 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte Armeesprecher Lerner. Die Raketenabwehr habe etwa 120 weitere Geschosse in der Luft abgefangen.
Erstmals beschossen die Hamas-Milizen auch den internationalen Flughafen Ben Gurion. Drei Raketen seien über dem Grossraum von Tel Aviv abgefangen worden, teilte die Armee mit. Die israelische Nachrichtenseite «ynet» berichtete, der Flugverkehr sei während des Raketenalarms gestoppt worden.
In der Hafenstadt Aschdod wurde bei einer palästinensischen Raketensalve eine Tankstelle getroffen, es kam zu einem Brand mit meterhohen Flammen und einer Rauchsäule. Drei Menschen wurden bei der Explosion verletzt, einer von ihnen schwer. Über weitere Opfer durch den palästinensischen Raketenbeschuss gab es keine Berichte.