Der als serbischer Staatspräsident abgewählte Boris Tadic will Regierungschef seines Landes werden. „Ich bin bereit, das Amt des Premiers zu übernehmen“, sagte Tadic der Belgrader Zeitung „Novosti“ vom Montag.
Seine DS-Partei werde wieder eine Koalition mit ihren bisherigen Koalitionspartnern, den Sozialisten (SPS), bilden. Der SPS-Vorsitzende Ivica Dacic kündigte seinerseits an, mit Tadic an der Spitze eine neue Koalitionsregierung anzustreben.
Vor den Präsidentenwahlen am 20. Mai hatte Tadic noch das Amt des Regierungschefs ausgeschlossen. Bei der Wahl war Tadic überraschend von Tomislav Nikolic geschlagen worden, der sich nach eigenen Angaben vom extremen Nationalisten zum Demokraten und Europäer gewandelt hat.
Das neu gewählte Staatsoberhaupt wird das höchste Staatsamt an diesem Donnerstag antreten. Zuvor werde das ebenfalls neu gewählte Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen, sagte Nikolic am Montag in Belgrad. Wenn bei dieser Gelegenheit ein Parlamentspräsident gewählt werde, sei die neue Regierungsmehrheit bestätigt.
Schwierige Verhandlungen
Bei den ersten Regierungsverhandlungen zwischen Demokraten (DS) und Sozialisten an diesem Montag dürften jedoch noch viele Hindernisse zu überwinden sein, berichteten die Zeitungen.
Während die SPS die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) beenden will, besteht Tadic auf einem neuen Abkommen. Nur so könnten ausländische Investitionen und damit neue Arbeitsplätze gesichert werden, sagte der Politiker.
Die neue Regierung steht wegen der tiefsten sozialen und wirtschaftlichen Krise seit eineinhalb Jahrzehnten vor schweren Aufgaben. „Korruption, Arbeitslosigkeit, Parteienherrschaft und das Kosovo sind die Schlüsselprobleme für die neue Regierung“, analysierte die Zeitung „Blic“.
Auch die oft von der Politik kontrollierte Justiz muss nach Meinung heimischer Kommentatoren gründlich reformiert werden.