Bosnien-Herzegowina möchte bald ein offizieller Beitrittskandidat für die EU sein. Einen wichtigen Schritt dafür hat das Land jetzt gemacht.
Bosnien-Herzegowina hat seinen Antrag auf einen Beitritt zur Europäischen Union eingereicht. Der Vorsitzende des bosnischen Staatspräsidiums, Dragan Covic, sagte am Montag in Brüssel, er hoffe, dass die EU sein Land bald offiziell zum Beitrittskandidaten machen werde.
EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn sprach von einem grossen Tag für das Balkanland. Der Antrag sei aber erst «der Beginn einer langen Reise». Eine Mitgliedschaft sei nicht «in einigen Monaten oder in wenigen Jahren» zu erreichen. Es gehe aber um eine «konkrete europäische Perspektive» für das Balkanland. Wichtig sei, den eingeschlagenen Reformkurs fortzusetzen.
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Offizielle EU-Beitrittskandidaten sind derzeit Serbien, Montenegro, Mazedonien, Albanien und die Türkei. Bosnien-Herzegowina war neben dem Kosovo das einzige Land in der westlichen Balkan-Region, das sich nicht offiziell für eine EU-Mitgliedschaft beworben hatte.
Grund war anhaltender Streit zwischen Politikern der drei Hauptvolksgruppen Kroaten, Muslime und Serben. Dadurch wurden wirtschaftliche und gesellschaftliche Schlüsselreformen in den vergangenen Jahren blockiert.
Neuer Anlauf 2014
Auf deutsch-britische Initiative hin war 2014 ein neuer Anlauf genommen worden, die innenpolitischen Schwierigkeiten mit Blick auf die Beitrittsverhandlungen zu überwinden. Er erlaubte es dem Vielvölkerstaat, eine hoch umstrittene Verfassungsreform zur Minderheitenbeteiligung vorerst zurückzustellen.
Im Februar 2015 beschloss das bosnische Parlament eine Reformagenda, um die Wirtschaft anzukurbeln. Im Juni trat dann eine Stabilisierungs- und Assoziierungsvereinbarung zwischen der EU und Bosnien-Herzegowina in Kraft.
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Im November 1995 beendete eine Reihe von Unterschriften auf einer Militärbasis in Dayton den Krieg in Bosnien-Herzegowina. In einem Dossier warf die TagesWoche einen Blick auf das Land heute – gute 20 Jahre nach dem Friedensvertrag. Zum Dossier.