Bosnisches Gericht hält getrennte Schulen für Diskriminierung

In einer historischen Entscheidung hat ein bosnisches Gericht die ethnische Trennung von Kindern in einigen Schulen des Landes als Diskriminierung verurteilt. Das Gericht in Mostar gab damit einer Klage der Menschenrechtsorganisation Vasa Prava (Deine Rechte) statt.

Getrennter Unterricht ist laut einem bosnischen Gericht diskriminierend (Symbolbild) (Bild: sda)

In einer historischen Entscheidung hat ein bosnisches Gericht die ethnische Trennung von Kindern in einigen Schulen des Landes als Diskriminierung verurteilt. Das Gericht in Mostar gab damit einer Klage der Menschenrechtsorganisation Vasa Prava (Deine Rechte) statt.

Das Gericht wies die betroffenen Bildungseinrichtungen an, spätestens bis zum Beginn des nächsten Schuljahres im September gemeinsame Schulen mit gleichem Lehrplan einzurichten, sagte ein Sprecher von Vasa Prava am Montag.

Auf Druck der internationalen Gemeinschaft waren 1999 Schulen etabliert worden, in denen muslimische und ethnisch kroatische Schüler zwar unter einem Dach, aber in getrennten Klassen unterrichtet wurden.

Der Kompromiss sollte eigentlich gemischten Klassen den Weg bereiten, doch auch mehr als 16 Jahre nach Ende des Krieges (1992-1995) hält der Widerstand dagegen an. Bis heute gibt es in Bosnien keine gemischten Klassen, muslimische und kroatische Kinder werden zudem oft zu unterschiedlichen Tageszeiten unterrichtet.

Die EU-Kommission hatte in einem Bericht im Oktober 2011 „tiefe Besorgnis“ angesichts der anhaltenden „Diskriminierung“ in bosnischen Schulen geäussert.

Kroatische, muslimische und serbische Kinder, die in den beiden bosnischen Gebieten Republika Srpska und der Muslimisch-Kroatischen Föderation leben, haben jeweils unterschiedliche Lehrpläne und Bücher, was häufig zu unterschiedlichen Interpretationen geschichtlicher Ereignisse führt.

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