Die Branchenorganisation Milch (BOM) gibt sich eine letzte Chance: Schafft sie es nicht, innert fünf Monaten die Schweizer Milchproduzenten (SMP) und einige Westschweizer Milchproduzenten wieder an Bord zu holen, fehlt ihr die „raison d’être“, die Daseinsberechtigung.
Die BO Milch ist nach lediglich zweijähriger Tätigkeit an einer wichtigen Wegscheide angelangt. Sie hätte nach der Liberalisierung den Milchmarkt neu ordnen sollen – und ist bislang gescheitert. Doch der Start sei mit „vielen Altlasten und noch mehr Erwartungen“ erfolgt, sagte Markus Zemp, Präsident der BO Milch, anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung am Montag in Bern.
Das Hauptproblem sei, dass die Mitgliedsorganisationen „teilweise unrealistische und partiell gegenseitig nicht kompatible Erwartungen“ an die Branchenorganisation hätten. Bei der Gründung hätte kein Konsens darüber bestanden, „was nun die Rolle der Milchproduzenten, die Rolle des Staates und was die Rolle der BOM“ sei.
Eklat im September
Aufgrund von Differenzen traten deshalb im September die SMP und der Westschweizer Produzentenverband Prolait aus der BO Milch aus. „Nicht um alles zu zerstören, aber um ein starkes Signal auszusenden, dass der Situation der Produzenten nicht genügend Rechnung getragen wird“, erklärte SMP-Präsident Albert Rösti vor rund 100 BOM-Delegierten.
Es sei aber auch nicht einfach, die Erwartungen und Interessen von 25’000 Milchproduzenten unter einen Hut zu bringen. Rösti stellte sich damit Vorwürfen seitens der BOM, wonach die Milchproduzenten gemeinsame Entscheidungen nicht mitgetragen hätten. Gleichzeitig betonte Rösti, dass es eine Branchenorganisation brauche. Als Tatbeweis erarbeitet eine SMP-Arbeitsgruppe bis Ende Januar konstruktive Vorschläge.