Das Rätsel um die Brandkatastrophe auf der Nordseefähre «Scandinavian Star» vor 26 Jahren mit 159 Todesopfern könnte ungelöst bleiben. Zwei Jahre nach Wiederaufnahme der Ermittlungen will die Polizei den Fall zu den Akten legen.
Man habe keine neuen Hinweise auf Sabotage gefunden, die zu Anklagen wegen Brandstiftung führen könnten, erklärten die Ermittler am Dienstag in Oslo. «Es gibt viele Informationen in dem Fall, aber es gibt auch eine Menge Zweifel», sagte der Osloer Polizeichef Hans Sverre Sjøvold.
Ursprünglich hatten die Ermittler einen dänischen Lastwagenfahrer zum Täter erklärt, weil dieser als Pyromane vorbestraft gewesen war. Der Mann war selbst bei dem Brand ums Leben gekommen.
Eine Expertenkommission hatte aber den Verdacht geäussert, dass Mitglieder der Crew das Feuer gelegt haben könnten, um einen Versicherungsbetrug zu begehen. Daraufhin war der Fall 2014 neu aufgerollt worden.
Dafür sei die Polizei 60’000 Seiten Dokumente noch einmal durchgegangen, habe 70 Zeugen befragt und 18 Länder auf fünf Erdteilen an den neuen Nachforschungen beteiligt. Die Ermittler schalteten auch zwei Sachverständige erneut ein, die den Fall bereits 1990 unter die Lupe genommen hatten, nachdem das Schiff im Skagerrak in Brand geraten war.
Unverständnis bei Hinterbliebenen
Die Experten entkräfteten unter anderem den Verdacht, dass das Feuer an mehreren Stellen auf dem Schiff ausgebrochen sei. Wahrscheinlicher sei, dass die Flammen nach dem ersten grossen Feuer wegen der grossen Hitze auf andere Bereiche der Fähre übergegriffen hätten, hiess es.
Für die Hinterbliebenen waren die Neuigkeiten am Dienstag ein Schock. «Wir sind verzweifelt und entmutigt», sagte ein Sprecher der Stiftung, die sich für die neuen Ermittlungen eingesetzt hatte, der Nachrichtenagentur NTB.
Die Polizei habe nicht die richtigen Schritte unternommen. «Es ist ein umfangreicher Fall, und wir können leider nicht erwarten, Antworten auf alle Fragen zu bekommen», sagte Chef-Ermittler Terje Bechmann Dahl in Oslo.