Die sechste Schweizer Medaillengewinnerin Nicola Spirig hat an ihrer Feier im House of Switzerland harte Konkurrenz: von jubelnden brasilianischen Fussballfans und von ihrem Sohn.
Um 20 Uhr hätte Spirig auftreten sollen. Doch da war das Fussball-Finalspiel zwischen Brasilien und Deutschland noch in vollem Gang. Mehrere hundert brasilianische Fans verfolgten die Partie auf einer Leinwand vor dem Schweizer Haus. Zehn Minuten später dann der erlösende Treffer im Penaltyschiessen: Die Menge tobte, schrie und tanzte. Und machte danach schon bald Platz für die 34-jährige Zürcher Unterländerin.
Sie habe schon an der Strecke viele Schweizer Fahnen gesehen, sagte Spirig. Sie sei «sehr, sehr glücklich» mit der Silbermedaille. Das waren vorerst ihre einzigen Quotes, denn das nächste Störmanöver folgte auf dem Fuss: Ihr dreieinhalbjähriger Sohn Yannis war mit den Interviewplänen der Mutter nicht ganz einverstanden und klammerte sich an ihr Bein. «Muesch schnell warte», sagte der Moderator, zuerst sei jetzt der Onkel auf der Bühne mit seinen Fragen dran.
Bevor sich die Triathletin von der Bühne verabschiedete und ein paar Meter weiter zum Medientermin ging, zeigten sich die Brasilianer äusserst flexibel: Fast so frenetisch, wie sie vorher ihre Fussballmannschaft bejubelt hatten, applaudierten sie nun der Schweizer Silbermedaillen-Gewinnerin.
An der Pressekonferenz war dann doch noch einiges zu erfahren. Etwa, dass sie den Beach-Start fürs Schwimmen in den Bergen trainiert hatte («Das war gar nicht einfach in St. Moritz») oder dass sie ihre Konkurrentin und spätere Gewinnerin Gwen Jorgensen mit dem Gespräch über die Führung auf der Laufstrecke «psychisch aus dem Rhythmus bringen» wollte – und dass ihre Zukunft auf der Langdistanz liegen könnte.
Das wäre zwar laut Spirig nicht ganz einfach mit der Familie zu vereinbaren, sei aber «naheliegend». Sie habe immer gesagt, Rio seien ihre letzten Olympischen Spiele als Triathletin. Aber vielleicht habe ihr Trainer Brett Sutton noch «eine andere verrückte Idee», die sie dann ausprobiere. Eines ist klar, antwortete sie auf eine Journalistenfrage: «Ich werde sicher keine Schützin.»