Brasilien gehört bei Fussball-Weltmeisterschaften immer zum Favoritenkreis. Ein vorzeitiges Ausscheiden wird im Land jeweils mit einem gewissen Unverständnis aufgenommen.
Bei der Aufarbeitung einer missglückten WM sind die Medien und die Fans unzimperlich. Felipe Melo kann davon ein Lied singen: Der Mittelfeldspieler war nach dem Viertelfinal-Out in Südafrika der Sündenbock. Er hatte beim 1:2 gegen Holland ins eigene Tor getroffen und kurze Zeit später für ein Nachtreten auch noch die Rote Karte gesehen. Nach der Landung in Rio de Janeiro musste er von Bodyguards über einen Seitenausgang aus dem Flughafen eskortiert werden.
In diesem Sommer wird der Druck auf die besten brasilianischen Fussballer noch deutlich grösser sein. Die «Hexa», der sechste WM-Titel, ist vor eigenem Publikum absolute Pflicht. Der erste Versuch, im eigenen Land Weltmeister zu werden, war 1950 misslungen. Vor 200’000 Zuschauern verloren die Brasilianer das entscheidende Spiel gegen Uruguay. Nationalcoach Luiz Felipe Scolari ist überzeugt, dass es diesmal trotz des Erfolgsdrucks anders kommt: «Jeden Tag bin ich überzeugter, dass wir die Copa gewinnen.»
Scolari kann auf eine hervorragende Mannschaft zurückgreifen. Nicht zuletzt im Defensivbereich, nicht immer die Stärke der brasilianischen Teams, ist sie exzellent besetzt.