In einem Grosseinsatz haben am Samstag in Brasilien rund 220’000 Soldaten und Tausende Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden den Kampf gegen das Zika-Virus unterstützt. Auch Staatschefin Dilma Rousseff nahm in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro an der Aktion teil.
Sie erklärte Bürgern, dass selbst kleine Pfützen und Wasserrückstände vermieden werden müssen. Gelbfiebermücken, die das Virus übertragen, legen dort ihre Eier ab und vermehren sich so.
Die Soldaten und Helfer schwärmten in 353 Städten mit Informationsblättern zum Erreger aus. Sie sollten bis zu drei Millionen Häuser besuchen. Besonders in den Favelas gibt es mangels moderner Abwassersysteme viele Brutstellen. Allerdings sollten die Soldaten gerade nicht in die Favelas gehen, weil dort das Risiko gewaltsamer Zusammenstösse mit Drogenhändlern besteht.
Einsatz von Insektiziden
Nach der Informationskampagne und der Identifizierung von Brutstellen sollen in einer zweiten Etappe in den nächsten Wochen 50’000 Soldaten in besonders betroffenen Gegenden Moskitos und Eiablageplätze mit Insektiziden dauerhaft eliminieren.
Das Ziel der Regierung lautet: «Zero Zika» («Null Zika»). Aber bis dahin wird es ein weiter Weg sein – die Moskitoart Aedes aegypti hat sich dramatisch vermehrt und soll auf rund 80 Prozent der Landesfläche aktiv sein.
Sie überträgt auch das Dengue- und das Chikungunya-Virus. «Der Kampf gegen die Moskitos ist derzeit das einzige Mittel, um diese drei Virus-Arten zu bekämpfen», betonte der nationale Sekretär für Schutz und Zivilverteidigung, Adriano Pereira Júnior.
Die Behörden schätzen die Zahl der Zika-Infektionen in Brasilien auf 500’000 bis 1,5 Millionen. Das Virus steht im Verdacht, bei Infektionen von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei ihren Babys zu verursachen.
Die Zahl der bestätigten Fälle dieser Mikrozephalie bei Kindern, deren Mütter sich während der Schwangerschaft mit Zika infiziert haben, ist gestiegen: Es gebe 41 solche Fälle, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. In der Vorwoche waren 17 Fälle bekannt.
462 bestätigte Fälle von Mikrozephalie
Insgesamt gibt es in Brasilien laut Behörden derzeit 462 bestätigte und 3852 Verdachtsfälle von Mikrozephalie. Die steigenden Diagnosen hängen auch damit zusammen, dass es seit dem Verdacht eines Zusammenhangs mit dem Zika-Virus im Oktober eine Meldepflicht gibt. Der Verdacht auf Mikrozephalie besteht, wenn ein Baby mit einem Kopfumfang von 32 Zentimetern oder weniger zur Welt kommt.
Bei dem Anti-Zika-Aktionstag kamen allein im Bundesstaat Rio de Janeiro 71’000 Soldaten zum Einsatz – dies gilt auch als Signal nach aussen: Mit aller Macht soll versucht werden, ein Risiko für die Olympischen Spiele abzuwenden, die im August stattfinden.
Die Regierung steht unter grossem Druck, weil Zika Touristen und Sportler davon abhalten könnte, nach Rio zu reisen – wenngleich die Moskitoart im August kaum aktiv ist.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Zika mittlerweile in 39 Ländern aufgetaucht. In der Schweiz sind bisher drei Fälle bekannt, bei denen Reisende im Ausland mit dem Zika-Virus infiziert wurden.