Die norwegische Polizei ist viel zu spät gegen den geständigen Attentäter Anders Behring Breivik eingeschritten. Eine schnellere Reaktion der Polizei auf der Ferieninsel Utøya wäre möglich gewesen. Das geht aus einem unabhängigen Expertenbericht hervor.
Der Bericht zeige „mehrere grosse Schwächen“ in der Reaktion auf die Anschläge auf, sagte die Kommissionsvorsitzende Alexandra Bech Gjorv. Das Bombenattentat in Oslo hätte verhindert werden können, wenn bereits gebilligte Sicherheitsmassnahmen effektiver umgesetzt worden wären. Zudem hätte die Polizei den Amoklauf Breiviks auf der Ferieninsel Utøya früher stoppen können, wenn sie schneller reagiert hätte.
Anschuldigungen erhob die Kommission auch gegen den norwegischen Geheimdienst. Dieser hätte mehr tun können, um den Rechtsextremisten noch vor der Tat aufzuspüren.
Gjorv übergab den Bericht am Montag an Ministerpräsident Jens Stoltenberg. Breivik hatte im Juli vergangenen Jahres in Oslo und auf Utøya insgesamt 77 Menschen getötet.
Über eine Stunde gewütet
Bereits kurz nach den Anschlägen war die norwegische Polizei in die Kritik geraten. So feuerte Breivik auf Utøya rund eineinviertel Stunden lang auf die Teilnehmer des Lagers, bevor er festgenommen werden konnte. Die Polizei hatte Schwierigkeiten, auf die Insel zu gelangen.
Das Urteil im Prozess gegen Breivik soll am 24. August fallen. Breivik plädierte auf nicht schuldig, obwohl er die Anschläge gestand. Er gab an, die 77 Menschen aus „Notwehr“ getötet zu haben, um Norwegen vor fremden Einflüssen zu schützen.