Die Skateanlage Portland wird am Wochenende feierlich eröffnet. Zu bestaunen gibt es Konzerte, Tricks und die spektakulären Partyfertigkeiten der Basler Skateszene.
Skaten und Wasser, das ist eine schwierige Beziehung. Das nasse Zeug macht jeden Untergrund praktisch unbefahrbar für die berollten Bretter. Dennoch ist Portland nahe am Wasser gebaut. Die Betonbowl steht im Kleinhüninger Hafen, genauer: am Klybeckquai. Nach einer langen Bauzeit feiert Portland kommendes Wochenende offiziell Eröffnung.
Ein grosses Fest soll es werden, die Krönung einer Kraftaktes, geleistet in Tausenden Stunden knochenharter Fronarbeit. Aus rund 40 Leuten habe das Kernteam bestanden, sagt Oli Bürgin, der Projektleiter. Lauter Skater, aus der ganzen Schweiz, vornehmlich aber aus Basel, haben gegraben und aufgeschüttet, Beton gespritzt und glattgestrichen.
Regen droht Feier zu vermiesen
Auch wenn im Oktober das letzte Mal betoniert und die Bowl seither schon oft geskatet wurde, auf die Eröffnung freuen sich alle. Allerdings, und da kommt wieder das Wasser ins Spiel, droht schlechtes Wetter die Feier zu vermiesen. Bürgin bleibt zwar optimistisch, in seiner Stimme am Telefon schwingt dennoch etwas Enttäuschung mit. Immerhin: Das Fest dauert drei Tage, ein paar trockene Stunden sollten da schon drinliegen.
Ausserdem sieht das Programm nicht nur – wenn auch hauptsächlich – Skaten vor. Am Freitag wird ein Dokumentarfilm gezeigt über die Blackcrossbowl. Samstagabend stehen zuerst der Dennerclan und danach die Lombego Surfers auf der Bühne, der Sonntag beginnt familienfreundlich mit einem Brunch.
Die Blackcrossbowl war exklusiver Treffpunkt der Szene
Blackcrossbowl, so hiess das Vorgängerprojekt zu Portland. Etwas versteckt auf dem nt/Areal gelegen und extrem schwierig zu fahren, war die Blackcrossbowl ab 2006 für sechs Jahre ein einigermassen exklusiver Treffpunkt der eingeschworenen lokalen Skateszene. «Vor allem die älteren Basler Skater trafen sich dort», sagt Bürgin. Weil man damals noch weniger erfahren gewesen sei im Bauen von Betonbowls, sei das Ergebnis auch so schwierig zu fahren gewesen. Die Blackcrossbowl war launisch, hatte ihre Macken, die man kennen musste, sonst war die harte Landung programmiert.
«Unsere Zeit bei der Blackcrossbowl war wahnsinnig intensiv. Die Abrissparty wurde richtig emotional», erzählt Bürgin (siehe Video unten). «Diese Bowl auf dem ‹nt› war unser erstes eigenes Projekt dieser Grösse.» Der Dokumentarfilm, der am Freitag seine Premiere feiert, wird auf diese Zeit zurückblicken.
So wichtig wie die Blackcrossbowl für die hiesige Skateszene geworden ist, erstaunt es nicht, dass schleunigst nach Ersatz gesucht wurde. Bei der Finanzierung ihrer neuen Bowl beschritten Bürgin und seine Skate-Kumpane neue Wege. Portland war eines der ersten Projekte in Basel, welche sich, zumindest teilweise, über die Crowdsourcing-Plattform «wemakeit» finanzierte. Beim Crowdsourcing werben Projekte im Internet um Kleinstbeiträge. Kommt ein bestimmter Betrag nicht in der vorgegebenen Zeit zusammen, erhalten diejenigen, die bereits etwas gegeben haben, ihr Geld zurück. Portland gelang es in Rekordzeit, mehr als das Doppelte des als Ziel gesetzten Betrages von 4’000 Franken zu sammeln.
Ein Leuchtturm am Klybeckquai
Ein Zeichen setzten die Skater, nun im Verein «Betonfreunde beider Basel» organisiert, jedoch nicht nur hinsichtlich ihrer Finanzierung. Portland kann getrost als Leuchtturm des Zwischennutzungsprojektes am Klybeckquai bezeichnet werden. Um die Betonfreunde musste man sich im Unterschied zu allen anderen Zwischennutzern im Hafen nie Sorgen machen. Die Skater machten ihr Ding. Unbeirrt von Bewilligungswirrwarr und Behördenträgheit betonierten sie an freien Nachmittagen, abends und am Wochenende ihre Bowl. Ihr Arbeitseifer ging so weit, dass sie von anderen Zwischennutzern in einer Mischung aus Scherz und Anerkennung liebevoll «Autisten» genannt wurden.
Ein Besuch im Hafen lohnt auf jeden Fall, auch für Nicht-Skater. Denn ein Spektakel sind die Rollbrettfahrer so oder so, entweder beim Skaten oder sonst beim Feiern. Denn die Kunst des Letzteren beherrschen sie mindestens so gut wie ihre Tricks. Egal, ob es regnet oder nicht, die überbordende Freude am neuen Spielplatz dürfte ansteckend werden.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 03.05.13