Die Rückkehr von Uli Hoeness an die Vereinsspitze, ein Rekordumsatz von 626,8 Millionen Euro, bei Bayern München läuft alles nach Plan – wenn die kleine sportliche Misere nicht wäre.
Erstmals seit 14 Monaten ist der FC Bayern nicht Tabellenführer der deutschen Bundesliga, sondern der Jäger. Nach der Niederlage vor einer Woche in Dortmund (0:1) zog Aufsteiger Leipzig am Rekordmeister vorbei. Und unter der Woche setzte es für die Bayern auch in der Champions League im russischen Rostow eine Pleite ab (2:3).
Gegen Bayer Leverkusen muss in der 12. Runde der Bundesliga die Wende gelingen. «Es ist eine gute Möglichkeit, ein Comeback zu feiern, gut zu spielen und zu gewinnen», sagte Trainer Carlo Ancelotti vor dem Spiel am Samstag. Zur Einstimmung wohnte der Italiener am Freitagabend der Wahl von Hoeness ins Präsidentenamt bei. «Es ist ein wichtiger Moment für den Klub – und er ein bedeutender Mann für den Verein», so Ancelotti.
Der erfahrene Trainer musste am Freitag bei seiner Pressekonferenz erstmals in eine Art Kreuzverhör mit den Medien. Die aktuelle Schieflage des Serienmeisters liege nicht an seinem Spielsystem und seiner Arbeit, die in der Momentaufnahme des Misserfolgs natürlich kritisch hinterfragt werde.
«Das Training ist gut vorbereitet. Das Problem ist kein körperliches, keines der Fitness», sagte Ancelotti bestimmt. «Wir müssen als erstes taktisch besser werden. Wir sind nicht kompakt genug, nicht aggressiv genug und wir gewähren den Gegnern zu viele Möglichkeiten.» Geduld und Zeit fordert der Chefcoach. Sein 4-3-3-System bleibt. «Das System funktioniert nicht gut, aber es liegt nicht am System.»
Zum 75. Mal kommt es zum Bundesligaduell Bayern gegen Bayer. Und auch wenn der Sieger in München nur in 3 von 37 Fällen Leverkusen hiess, rechnen sich die Gäste diesmal auswärts etwas aus. Nach dem 1:1 in Moskau, mit dem sich Bayer als drittes deutsches Team neben Bayern und Dortmund für die Achtelfinals der Champions League qualifizieren konnte, fühlt sich Trainer Roger Schmidt für die schwere Aufgabe gerüstet. «Das gibt Rückenwind», sagte Schmidt.
Krisengipfel im Nordderby
Selbst HSV-Clubchef Dietmar Beiersdorfer flüchtete auf der Suche nach grösstmöglicher Ruhe vor dem 105. Nordderby am Samstag gegen Werder Bremen in die Provinz. Dick eingepackt verfolgte der stark in die Kritik geratene Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV am Donnerstag das Training des abgeschlagenen Tabellenletzten in Barsinghausen. Vor den Toren Hannovers hielt der wieder einmal stark abstiegsgefährdete Bundesligist ein Trainingslager ab.
«Der Kopf darf nicht zum Nachdenken kommen», begründete Trainer Markus Gisdol den dreitägigen Trip. «Es geht um das Zusammensein. Das ist sehr wichtig.» Vor dem brisanten Duell gegen den sportlich ebenfalls angeschlagenen Drittletzten versucht Gisdol alles, um sein Team endlich auf Erfolg zu trimmen.
«Wir sehen sehr, sehr erfreulich Prozesse in unserer Mannschaft. Da ist es sehr hilfreich, so nah beisammen zu sein. Wir wollen das begleiten», sagte Gisdol zu diversen Massnahmen, zu denen auch die Absetzung des zuletzt schwachen Innenverteidigers Johan Djourou als Captain gehörte. Gisdol hatte unter anderem Sprachunterricht für einige ausländische Profis verordnet.
Das «geilste Spiel des Jahres» (Abwehrspieler Dennis Diekmeier) gegen das vier Spiele punktelose Werder soll für den noch sieglosen HSV zum emotionalen Wendepunkt werden. In einem offenen Brief wandte sich der Mannschaftsrat an die Fans, das Team am Samstag besonders zu unterstützen. «Ein Sieg im Derby kann ein Schlüsselmoment sein», sagte Offensivspieler Nicolai Müller.