Queen Elizabeth II. ist 90 Jahre alt. Grossbritannien jubelt, selbst Monarchie-Kritiker äussern sich milde. Prinz Charles zitiert Shakespeare – und die Jubilarin lächelt wie immer.
Mit Tausenden Schaulustigen feierte die Queen ihren 90. Geburtstag. Zahlreiche Menschen jubelten der britischen Königin am Donnerstag in Windsor zu, als sie gemeinsam mit Ehemann Prinz Philip einen kurzen Spaziergang durch die Residenzstadt unternahm.
Zugleich wurde in London und anderen Städten Salut geschossen, Kirchenglocken läuteten. Politiker aus dem In- und Ausland würdigten die Verdienste der weltweit ältesten Monarchin.
Die Queen schien den Trubel in Windsor sehr zu geniessen, viele Menschen überreichten ihr Blumen und Geschenke. Ihrem Modegeschmack blieb sie treu: Die 90-Jährige kleidete sich in leuchtenden Farben, der Mantel Gelb-Grün, der Hut Gelb-Grün-Weiss.
Auch der 94-jährige Philip, der immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, strahlte neben seiner Frau. Nach einem kurzen Gang zu Fuss fuhren die beiden Royals dann bei strahlendem Sonnenschein im offenen Wagen durch die Stadt. Anschliessend traf die Queen ältere Menschen aus Windsor und schnitt eine Geburtstagstorte an.
«Fels der Stärke»
Der britische Premierminister David Cameron nannte die Monarchin auf dem Kurznachrichtendienst Twitter einen «Fels der Stärke für unsere Nation». Bei einer Zeremonie im Parlament sagte er, das Vereinigte Königreich könne sich ausserordentlich glücklich schätzen, eine solche Königin zu haben. Er hob das «unerschütterliche Pflichtbewusstsein» der 90-Jährigen hervor.
Oppositionschef Jeremy Corbyn – der als Kritiker der Monarchie gilt – lobte im Parlament ebenfalls die Verdienste der Königin und ihre «enorme Wärme.»
Prinz Charles gratulierte seiner Mutter mit Versen von William Shakespeare. Im BBC-Radio zitierte der Thronfolger Zeilen aus dem Drama «Heinrich VIII.», in denen es über die spätere Königin Elizabeth I. heisst: «Sie wird zu Englands schönstem Ruhm gesegnet / Mit hohen Jahren, viele Tage sieht sie / Und keinen doch ohn‘ eine Tat des Ruhms.»
Krönung des Tages war für die britische Königin ein festliches Dinner auf Schloss Windsor, zu dem Prinz Charles, geladen hatte. Zuvor entzündete die Queen das erste von 1000 Leuchtfeuern, die im In- und Ausland ihr zu Ehren brannten.
Am Freitag ruft schon wieder die Pflicht: Dann wird die Queen auf Schloss Windsor US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle empfangen.
Seit 64 Jahren auf dem Thron
Die Höhepunkt der Feiern zu ihrem Geburtstag steht erst im Juni in London an. Dann gibt es die Queen’s Birthday Parade, auch Trooping the Colour genannt, sowie das «Patron’s Lunch», ein Mittagessen für 10’000 geladene Gäste entlang der Prachtstrasse The Mall.
Elizabeth II. ist die am längsten amtierende Monarchin Grossbritanniens. Sie sitzt seit mehr als 64 Jahren auf dem Thron und ist so beliebt wie nie zuvor: Laut einer aktuellen Umfrage wünschen sich 70 Prozent der Briten, dass ihre Monarchin so lange wie möglich regiert.
Die «Times» feierte die Queen am Donnerstag in einem Leitartikel als «Symbol der Kontinuität». Elizabeth II. verkörpere die nationale Identität auf beste Weise. Das Königshaus werde aber an Beliebtheit einbüssen, falls Prinz Charles den Thron besteige und sich in das politische Alltagsgeschäft einmischen sollte, warnte der Kommentator.