Britische Filmlegende Richard Attenborough gestorben

Mehr als sechs Jahrzehnte war Richard Attenborough einer der einflussreichsten Vertreter des britischen Films – als Schauspieler und Regisseur. Am Sonntag starb er im Alter von 90 Jahren.

Grandseigneur des Films: Richard Attenborough ist tot (Archiv) (Bild: sda)

Mehr als sechs Jahrzehnte war Richard Attenborough einer der einflussreichsten Vertreter des britischen Films – als Schauspieler und Regisseur. Am Sonntag starb er im Alter von 90 Jahren.

Nach Angaben seines Sohnes, der sich in der BBC äusserte, starb der Oscar-Preisträger nach langer Krankheit. Attenborough war mehr als sechs Jahrzehnte einer der wichtigsten Vertreter des britischen Films, sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur. Sein Monumentalfilm «Gandhi» (1982) gewann acht Oscars, darunter einen für Attenborough als besten Regisseur.

Der Tod des Briten löste über die Grenzen der Filmbranche hinweg Bestürzung aus. Schauspielerin Mia Farrow beklagte den Verlust des «liebenswürdigsten Mannes», mit dem sie je arbeiten durfte. Kollege Roger Moore nannte ihn einen «wundervollen Mann». Der britische Premierminister David Cameron würdigte Attenborough als einen der «Grossen der Filmwelt».

Die britische Film- und Fernsehakademie (Bafta) zeigte sich in einer Erklärung in der Nacht zum Montag «zutiefst traurig» angesichts des Verlusts des «geschätzten Filmemachers». Ein «Titan des britischen Kinos», sei Attenborough gewesen, erklärte die Bafta, deren Präsident der Regisseur und Schauspieler früher war. Der britische Film täte nun gut daran, dem Beispiel von «Lord Attenborough» zu folgen.

Regie als Ergänzung zur Schauspielerei

Mit seiner Rolle als Pinky in der Verfilmung des Graham-Greene-Romans «Brighton Rock» gelang Attenborough 1947 der erste grosse Durchbruch. Es folgte unter anderem der Häftlingsfilm «The Great Escape» (1963).

Attenborough wandte sich anschliessend auch der Regie zu. Sein Film «Cry Freedom» über den südafrikanischen Freiheitskämpfer Steve Biko erlangte wie «Gandhi» Weltruhm. Der von der Kritik hochgelobte Kriegsfilm «Die Brücke von Arnheim» (1977) fand auch im deutschsprachigen Gebiet grosse Beachtung.

«Regie zu führen, erlaubte mir Dinge zu tun, die ich als Schauspieler nicht machen konnte», sagte Attenborough einmal.

Privater Schicksalsschlag

Der Kunstliebhaber, der den liebevollen Spitznamen «Dickie» trug, war bereits 1976 von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen worden. Im Jahr 1993 erhielt er den Titel Lord Attenborough.

Seitdem durfte er auch Politik im britischen Oberhaus machen, was er für die Labour-Partei tat. Im selben Jahr kehrte er mit einer Rolle als exzentrischer Milliardär in Steven Spielbergs «Jurassic Park» als Schauspieler zurück.

Attenborough wurde am 29. August 1923 geboren. Seine Eltern waren strikte Anhänger der Labour-Partei. Sie adoptierten bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zwei jüdische Flüchtlinge aus Deutschland.

Attenborough war seit 1945 mit der Schauspielerin Sheila Sim verheiratet. Nachdem sich sein Gesundheitszustand nach einem Sturz in seinem Haus vor einigen Jahren zusehends verschlechtert hatte, lebte er zuletzt zusammen mit seiner Frau in einem Altersheim. Das Paar hatte drei Kinder, darunter den Theaterdirektor Michael Attenborough.

Attenboroughs Tochter und seine 14 Jahre alte Enkelin starben im asiatischen Tsunami von 2004. Attenboroughs Bruder David ist ein bekannter britische TV-Naturexperte.

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