Die Themen soziale Gerechtigkeit, der Brexit und die Einwanderung erhitzen in Grossbritannien kurz vor der Parlamentswahl am 8. Juni die Gemüter. Auch die Finanzierung des öffentlichen Bereiches und die innere Sicherheit stehen im Fokus der politischen Diskussion.
Dies wurde in einer von der BBC am Mittwochabend ausgestrahlten TV-Debatte mit Vertretern der grossen Parteien deutlich. Dabei wurden vor allem die Sparpolitik der konservativen Regierung und die Abwesenheit von Premierministerin Theresa May kritisiert.
Labour-Chef Jeremy Corbyn versprach in der TV-Debatte eine Politik, die «der Masse und nicht nur wenigen Personen» dienen soll. Dazu gehörten unter anderem höhere Steuern für Reiche, um die restlichen 95 Prozent der Bevölkerung zu unterstützen und mehr Geld für das Gesundheitswesen, die Bildung und für die Erziehung aufzubringen.
Zusammen mit den Vertretern der Liberaldemokraten, der Grünen, der Schottische Nationalpartei SNP, der walisischen Plaid Cymru und Ukip attackierte er vor allem die Sparpolitik der Tories. Einig waren sich die Oppositionsparteien auch, dass mehr Geld für die innere Sicherheit und die Polizei nötig sei – was nicht zuletzt durch den Terroranschlag von Manchester deutlich werde.
May glänzt durch Abwesenheit
Innenministerin Amber Rudd, die statt der Regierungschefin erschienen war, geriet in die Defensive. Sie kritisierte Corbyns Sozialpläne als «Wunschliste» und betonte, May sei die einzige, die in den bevorstehenden EU-Austrittsverhandlungen mit Brüssel das beste Ergebnis für Grossbritannien erzielen könne. Die anwesenden Oppositionspolitiker monierten allerdings einhellig, dass May ihre Position nicht persönlich an der Debatte vertrat.
In den meisten Umfragen liegen die Tories mit 43 bis 45 Prozent der Stimmen bis zu 12 Punkte vor Labour. Einer neuartigen Modellrechnung des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge könnten die Tories jedoch ihre Mehrheit im Unterhaus einbüssen.