Britischer Abhörskandal zieht immer weitere Kreise

Der Abhörskandal um den Medienkonzern News International von Rupert Murdoch zieht immer weitere Kreise. Erstmals wurde offenbar auch ein Journalist der auflagenstärksten britischen Zeitung, der „Sun“, wegen des Verdachts der Bestechung von Polizisten festgenommen.

Rupert Murdoch muss einen weiteres Skandal bei der "Sun" befürchten (Archiv) (Bild: sda)

Der Abhörskandal um den Medienkonzern News International von Rupert Murdoch zieht immer weitere Kreise. Erstmals wurde offenbar auch ein Journalist der auflagenstärksten britischen Zeitung, der „Sun“, wegen des Verdachts der Bestechung von Polizisten festgenommen.

Dies berichteten britische Medien am Freitag. Tags zuvor hatte Scotland Yard mitgeteilt, dass fast 6000 Menschen Opfer von Abhöraktionen durch das inzwischen eingestellte Murdoch-Blatt „News of the World“ geworden seien, weit mehr als bisher bekannt.

Der Murdoch-Konzern stellte daraufhin am Freitag einen umfassenden Entschädigungsplan vor. Britische Medien identifizierten den festgenommenen „Sun“-Journalisten als einen preisgekrönten Redaktor, der für die Boulevardzeitung unter anderem als erster über Prinz Harrys Nazi-Kostüm berichtet hatte.

Der Medienkonzern News International bestätigte die Festnahme eines seiner Mitarbeiter, doch weder das Unternehmen noch die Polizei identifizierten den Verdächtigen. Die Polizei erklärte lediglich, ein 48-jähriger Mann sei ausserhalb von London in Gewahrsam genommen und für Befragungen in die Stadt gebracht worden.

Ein weiterer Skandal bei der „Sun“ könnte weitere rechtliche und finanzielle Probleme für den Murdoch-Konzern bedeuten, der nach der Schliessung von „News of the World“ bereits 91 Millionen Dollar an Umstrukturierungskosten hatte abschreiben müssen.

Alternative zu Klagen vor Gericht

News International stellte kurz vor Bekanntwerden der Festnahme des „Sun“-Reporters einen neuen Plan zur Entschädigung von Opfern vor. Es handle sich dabei um eine „zügige und effiziente Alternative“ zu Klagen vor Gericht, erklärte der Konzern. Entsprechende Anträge könnten über die Internetseite des Konzerns gestellt werden.

Der Jurist Charles Gray, ein ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof in London, habe sich als unabhängiger Vermittler zur Verfügung gestellt. Gray werde die „Fairness der Vorgänge und die Wahrung der Rechte der Antragsteller“ gewährleisten, hiess es.

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