Der britische Premierminister David Cameron hat am Freitagmorgen seinen Rücktritt für Oktober angekündigt. Er zog damit die Konsequenzen aus seiner Niederlage beim EU-Referendum für einen Brexit.
Der Premierminister trat vor die Kameras, nachdem das offizielle Abstimmungsergebnis verkündet wurde. Er werde noch drei Monate im Amt bleiben, sagte Cameron. Er wolle damit zur Stabilität beitragen.
Austrittsverhandlungen mit der EU sollten anschliessend mit einem neuen Premierminister beginnen. «Das Land braucht ein neue Führung», sagte der konservative Politiker.
Der überraschende Sieg der Brexit-Befürworter geht jedoch auf seine Kappe: Das Brexit-Referendum sollte der Höhepunkt von sechs Jahren Politik der Downing Street unter seiner Führung werden – es wurde jedoch die grösste politische Niederlage seiner Karriere.
EU-Frage spaltete Tories
Cameron hatte das Referendum auf Druck innerhalb seiner Partei beschlossen – und dabei alles aufs Spiel gesetzt – die Zukunft seines Landes und auch seine eigene. Am Ende hat er verloren. Gegen seinen erklärten Willen entschieden sich die Briten für den Austritt aus der EU.
Die Europäische Frage zählte schon immer zu den brennendsten für den Premierminister Cameron. Sie spaltete die britischen Tories seit Jahrzehnten. Cameron ging sie offen an, auch weil er glaubte, seine Partei damit einen zu können.
Vor allem Gegner in der eigenen Partei wie der frühere Londoner Bürgermeister Boris Johnson oder Ex-Parteichef Ian Duncan Smith warfen ihm wiederholt Führungsschwäche vor – er hat einen schweren Stand bei den Tories. Camerons Fraktion im Unterhaus verwehrte ihm mehrfach die Gefolgschaft, etwa bei der Homo-Ehe oder bei der Reform des Oberhauses.
Johnson lauert
Johnson, der Mann mit dem blonden Haarschopf, gehört nun zu den Gewinnern des EU-Referendums. Dem ehemaligen Bürgermeister von London steht nach dem Sieg der Brexit-Befürworter nun alles offen und dürfte sogar Nachfolger Camerons als Regierungschef werden.
Das Votum der Briten für einen Austritt geht zu einem nicht unerheblichen Teil auch auf Johnsons Konto. Dabei ist es noch nicht lange her, dass er sich entschieden hatte, für einen Austritt Grossbritanniens aus der EU zu werben.
Die zahlreichen Fauxpas und Missgeschicke schienen ihm nicht zu geschadet zu haben. Im Gegenteil, Umfragen zufolge schenken die Briten Johnson sehr viel mehr Glauben als dem Premier. Das hat sich nun ausgezahlt.