Der bekannte Verteidiger zahlreicher Politiker und notorischer Verbrecher, Giovanni di Stefano, ist nach Überzeugung eines britischen Gerichts gar kein Anwalt. Die Richter befanden den Italiener am Mittwoch unter anderem des Betrugs und der Geldwäscherei für schuldig.
Di Stefano habe fälschlicherweise angegeben, verschiedene juristische Abschlüsse und Qualifikationen zu haben, sagte Staatsanwältin Hilary Ryan am Mittwoch. Er habe sein Spiel über acht Jahre lang getrieben und so seine Klienten um Millionen gebracht.
Di Stefano war unter anderem als einer der Verteidiger des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein bekannt geworden. Zu seinen weiteren Klienten zählten der frühere serbische Präsident Slobodan Milosevic und der bekannte britische Posträuber Ronnie Biggs.
Die britische Presse nannte di Stefano deshalb auch «Advokat des Teufels». Im Gerichtsverfahren sagte der 57-Jährige zudem aus, er habe auch zum Präsidenten von Simbabwe, Robert Mugabe, und zu Al-Kaida-Chef Osama bin Laden Kontakt gehabt.
Jura im Selbststudium
Di Stefano wurde in Italien geboren und zog als Kind nach Grossbritannien. Vor Gericht gab er nun an, er habe sich während eines Gefängnisaufenthalts in den 1970er-Jahren von seinem Verteidiger schlecht beraten gefühlt und deshalb beschlossen, Anwalt zu werden. Später habe er sich selbst Jura beigebracht.
Als er sich ausreichend ausgebildet fühlte, habe er angefangen, Klienten zu beraten. Wie sich vor Gericht herausstellte, war er aber weder in Italien noch in Grossbritannien als Anwalt zugelassen.
Der Möchtegern-Jurist war im Februar 2011 auf Mallorca aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen worden. Das Strafmass für di Stefano ist noch offen.