Bruder von Opfer in deutschem Ehrenmordprozess muss hinter Gitter

In einem Ehrenmordprozess ist in Deutschland der Bruder einer entführten und getöteten Kurdin zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht in Detmold befand einen 22-Jährigen, der im Prozess die tödlichen Schüsse gestanden hatte, am Mittwoch des Mordes für schuldig.

Zwei der Angeklagten betreten das Gericht in Detmold (Bild: sda)

In einem Ehrenmordprozess ist in Deutschland der Bruder einer entführten und getöteten Kurdin zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht in Detmold befand einen 22-Jährigen, der im Prozess die tödlichen Schüsse gestanden hatte, am Mittwoch des Mordes für schuldig.

Wie auch vier seiner Geschwister im Alter zwischen 21 und 27 Jahren hatte er eingeräumt, die 18-jährige Schwester im November vergangenen Jahres entführt zu haben. Die Tötung sei aber nicht geplant gewesen. Das Gericht sprach dagegen von einem Ehrenmord.

Gegen zwei Geschwister verhängte das Gericht Haftstrafen von zehn Jahren wegen Geiselnahme sowie Beihilfe zum Mord. Zwei Brüder sollen wegen Geiselnahme für fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis.

Hintergrund war nach Ansicht des Gerichts die Beziehung der Getöteten zu einem deutschen Bäckergesellen. Diese Verbindung habe die jesidische Familie nicht hinnehmen wollen.

Jesiden dürfen streng genommen keine Beziehungen ausserhalb der Glaubensgemeinschaft haben. Das Mordopfer war mehrmals von der Familie verprügelt worden. Daraufhin hatte sie im September 2011 Anzeige erstattet und war ins Frauenhaus geflohen. Die Anklage hatte von ehrbezogenen Motiven gesprochen.

Kopfschüsse

Die Geschwister hatten das Opfer in der Nacht zum 1. November 2011 gewaltsam aus der Wohnung ihres Freundes entführt. Dann fuhren zwei Brüder nach Hause. Die drei anderen fuhren mit der Schwester im Auto über Hamburg in Richtung Lübeck.

Bei einer Rast kam es dann zu zwei tödlichen Kopfschüssen. Die Leiche brachten die Geschwister an den Rand eines Golfplatzes im Bundesland Schleswig-Holstein. Dort wurde sie erst Mitte Januar gefunden.

Vor dem Gerichtsgebäude warnten die Menschenrechtsorganisationen Terre des Femmes und Peri davor, sogenannte Ehrenmorde mit Verweis auf andere Kulturen zu relativieren. Es dürfe keine Toleranz in Fällen von Gewalt und Willkür geben.

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