Brüssel will Vorschriften für Bioprodukte verschärfen

Pestizidverseuchte Tomaten und falsch deklariertes Olivenöl – in der Biobranche häufen sich die Skandale. Das erschüttert das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten. Nun will die EU die Auflagen verschärfen und Bioprodukte strenger kontrollieren.

Schärfere Bio-Richtlinie: EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos (Archiv) (Bild: sda)

Pestizidverseuchte Tomaten und falsch deklariertes Olivenöl – in der Biobranche häufen sich die Skandale. Das erschüttert das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten. Nun will die EU die Auflagen verschärfen und Bioprodukte strenger kontrollieren.

In dem boomenden Markt sei „die Versuchung gross, mit Betrug auf die erhöhte Nachfrage zu reagieren“, sagte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am Montag beim Treffen der EU-Landwirtschaftsminister in Brüssel. Damit solle Schluss sein: „Wir müssen das Vertrauen der Konsumenten stärken.“

Die EU-Behörde schlägt eine Reform der EU-Bio-Richtlinie vor und will die Branche zu einer Neuausrichtung zwingen. Mehr Kontrollen sollen künftig dafür sorgen, dass in Europa Bioprodukte wirklich biologisch angebaut werden – und Importe wirklich „bio“ sind.

Auch die Weiterverarbeitung und der Vertrieb sollen einer strengen Aufsicht unterliegen: „Wir brauchen Kontrollen genau dort, wo das grösste Risiko besteht“, sagte Ciolos.

Die Vorgaben sollen strenger werden. So will die EU-Kommission die erlaubten Ausnahmen – etwa den Einsatz von konventionellem Futter oder Saatgut – stark verringern. Auch die Grenzwerte für Verunreinigungen durch Pestizide oder gentechnisch veränderte Produkte sollen strenger werden.

Einheitliche Standards sollen Landwirten mehr Klarheit verschaffen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Lebensmittelskandale, bei denen Waren zwar als „Bio“ deklariert waren, aber tatsächlich beispielsweise mit Pestiziden belastet waren oder gar nicht aus Ökoproduktion stammten.

Regeln an rasches Wachstum anpassen

Ciolos informierte die Minister am Montag über die Reform der EU-Bio-Richtlinie, die er erst am Dienstag der Öffentlichkeit vorstellen will. Das Vorhaben benötigt noch die Zustimmung von EU-Parlament und EU-Staaten. Die Ökobranche fürchtet, dass zu strenge Auflagen kleinen Biobauern das Leben schwer machen werden.

Laut EU-Kommission hat sich der Markt für ökologische Erzeugnisse in den letzten zehn Jahren vervierfacht, die landwirtschaftlichen Flächen aber nur verdoppelt. Die bisherigen Regeln würden dem raschen Wachstum nicht gerecht und müssten angepasst werden, heisst es.

Im Bio-Sektor hatten sich zuletzt die Betrugsfälle gehäuft, was dem Ruf der gesamten Branche schadet. Konsumentenschützer fordern, dass Kunden sich auf Biowaren verlassen können müssen, weil diese deutlich teurer sind als konventionelle Produkte. Der Europäische Rechnungshof hatte jüngst mangelhafte Kontrollen in der Biobranche kritisiert.

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