Bruno Spoerri zeigt Jay Z den Meister

Der Schweizer Jazzmusiker Bruno Spoerri hat einen wichtigen Sieg errungen: Rap-Superstar Jay Z muss für seinen Song «Versus» die Hälfte der Tantiemen abtreten, wie Spoerri der TagesWoche verraten hat.

Auf Augenhöhe: Jay Z (rechts) muss rückwirkend die Tantiemen für den Track «Versus» mit dem Komponisten Bruno Spoerri teilen. (Bild: Montage: Hans-Jörg Walter)

Der Schweizer Jazzmusiker Bruno Spoerri hat einen wichtigen Sieg errungen: Rap-Superstar Jay Z muss für seinen Song «Versus» die Hälfte der Tantiemen abtreten, wie Spoerri der TagesWoche verraten hat.

Es ist ein kleines Stück Musik. Aber ein grosser Triumph für Bruno Spoerri. Der Basler Jazzmusiker (79) und sein englisches Plattenlabel Finders Keepers haben erreicht, dass Rapper Jay Z und Produzent Timbaland auf die Hälfte der Tantiemen für den Track «Versus» verzichten.  

Wie viel Geld die US-amerikanischen Superstars an Spoerri und dessen Label abtreten müssen, hängt von Faktoren wie Radio-Airplay und Albumverkäufen ab. Aber: «Die Verträge sind unterschrieben», sagt Spoerri auf Nachfrage der TagesWoche. Jay Z erhält 50 Prozent für den Text, Spoerri die anderen 50 Prozent für die Musik.

Lesen Sie hier unser grosses Interview mit Bruno Spoerri.

Erst nach grossem Druck gaben die Amis den Songklau zu 

Damit endet ein anderthalbjähriger Urheberrechtsstreit. Spoerri hatte den Plagiatsverdacht – Jay Z hatte sich schamlos bei seinem 1978er-Stück «On The Way» bedient – der Suisa gemeldet. Diese kümmert sich in der Schweiz um die Urheberrechte von Musikern: «Die Suisa sperrte die Auszahlungen­ und informierte andere Gesellschaften darüber, dass hier ein Plagiat vorliegen könnte. Aber solange nichts bewiesen war, war ihr Handlungsspielraum beschränkt», sagt Spoerri.

Weil die Amerikaner jegliche Forderungen ignorierten, ging Spoerri vor einem Jahr an die Öffentlichkeit. Die Ähnlichkeit seines Stücks mit jenem von Jay Z liess kaum Zweifel offen.

Timbaland und Jay Z boten nach Bekanntmachung des Falls einen Vergleich an («watson» kolportierte eine Summe von 25’000 Dollar). Für Spoerri war das kein Deal. «Es war ein lächerlich kleiner Betrag, mit dem wir uns nicht zufrieden geben durften», sagt er. Er schaltete eine Verlegerin ein, die sich mit Prozessen in den USA auskannte und einen direkten Draht zu den entsprechenden Rechtsabteilungen in den USA herstellen konnte. Dieser Druck zeigte endlich Wirkung, wohl auch, «weil Jay Z schon einmal einen Prozess verloren hatte und um sein Image fürchtete», wie Spoerri vermutet. 

2013 behauptete Jay Z noch das Gegenteil

Besonders peinlich für Jay Z: In einem Interview mit der BBC beschrieb er 2013 noch lebhaft, wie Timbaland und er den Song im Studio komponiert hatten und sagte: «We did it freehand.» Vor Gericht wäre diese Ungereimtheit mit Sicherheit nicht gut angekommen. Gut möglich also, dass die Anwälte von Jay Z rieten, auf die Forderungen von Spoerri und dessen Label einzugehen – weil ein Plagiats-Prozess noch höhere Kosten verursacht hätte.

Wie teuer ein solcher Prozess zu stehen kommen kann, haben soeben Pharrell Williams und und Robin Thicke erfahren. Sie verloren den Prozess gegen die Tochter des legendären Soulmusikers Marvin Gaye – und müssen für ihren Hit «Blurred Lines» 7,4 Millionen Dollar abtreten.  

Das Geld ist für Spoerri zweitrangig

«Ich bekomme jetzt 50 Prozent Urheberschaft an diesem Stück», sagt Spoerri. «Auch die Plattenfirma kommt zu ihren Produzentenrechten am Song.» Ob jetzt aber sehr viel Geld reinkomme, sei eine andere Frage. «Ich hoffe sehr, dass Finders Keepers 80’000 bis 100’000 Dollar erhalten», sagt Spoerri. Davon würden zunächst einmal alle Anwaltskosten abgezogen.

Für Spoerri ist das Geld zweitrangig. «Mir ging es um den Umgang unter Künstlern. Ich habe schon einige Mal gratis was weggegeben. Aber sicher nicht bei einem dermassen kommerziell orientierten Musiker wie Jay Z.»

Spoerri selber hat von der Publicity profitiert. «So oft wie durch diesen Fall bin ich seit Jahrzehnten nicht mehr in den Medien erwähnt worden. Und ich habe auch eine ganze Reihe an Engagements gekriegt, von Festivals in Genf, Brüssel oder Hamburg. Der indirekte Gewinn ist daher eigentlich viel grösser als der direkte», sagt der Musiker auf Nachfrage.
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Mehr davon? Am Montag, 16.3., folgt unser grosses Interview mit Bruno Spoerri über Jazz in Basel, Sampling und seine aktuellen Projekte.

Der Ideenklau: «Versus» vom Album «Magna Carta Holy Grail» (2013) von Jay Z:

Das Original: Bruno Spoerris experimentelles Jazzfunk-Stück «On The Way» (1978):

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