Buch wirft Fragen über Todesumstände von Osama bin Laden auf

Ein Teilnehmer der Kommandoaktion gegen Osama bin Laden widerspricht in einem Buch Angaben der US-Regierung zu den Todesumständen des Terrorchefs. Der Autor legt nahe, dass von Bin Laden zum Zeitpunkt seiner Tötung durch Mitglieder der Navy SEALs keine unmittelbare Gefahr ausgegangen sei.

Das Buch soll bald erscheinen (Bild: sda)

Ein Teilnehmer der Kommandoaktion gegen Osama bin Laden widerspricht in einem Buch Angaben der US-Regierung zu den Todesumständen des Terrorchefs. Der Autor legt nahe, dass von Bin Laden zum Zeitpunkt seiner Tötung durch Mitglieder der Navy SEALs keine unmittelbare Gefahr ausgegangen sei.

Der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida sei vielmehr von einer Kugel am Kopf getroffen worden, als er aus der Tür seines Schlafzimmers in einen Flur im Obergeschoss seines Anwesens geblickt habe, heisst es in dem bald erscheinenden Buch „No Easy Day“ („Kein einfacher Tag“).

Der Autor nahm nach eigenen Angaben selbst an der Militäraktion vom 2. Mai 2011 im pakistanischen Abbotabad teil. So habe er genau hinter dem ersten Soldaten des Trupps die Treppen erklommen. Der Führer des Kommandos habe einen Mann aus einer Tür in ein Treppenhaus blicken sehen. Dann habe er zwei Schüsse gehört. Wer schoss, bleibt unklar.

Die SEALs seien ins Zimmer gestürmt und hätten einen Mann vorgefunden, der sich in einer Blutlache gekrümmt habe. Auf der rechten Seite seines Kopfes habe ein deutlich sichtbares Loch geklafft. Zwei Frauen hätten sich schluchzend über seinen Körper gebeugt. Als sie ihm dann das Blut vom Gesicht gewischt hätten, seien sie sicher gewesen, dass es sich um Bin Laden gehandelt habe.

Der erste Soldat habe die zwei Frauen beiseitegeschoben, schrieb der Autor weiter. Dann hätten er und weitere SEALs ihre Laserpointer auf den noch zuckenden Körper bin Ladens gerichtet und etliche Schüsse auf ihn abgefeuert, bis er sich nicht mehr bewegt habe.

Pentagon überprüft Buch

Die Darstellung der Ereignisse widerspricht Angaben der US-Regierung, wonach die US-Spezialkräfte erst dann auf Bin Laden schossen, als dieser sich in das Schlafzimmer zurückgezogen hatte. Dort, vermuteten sie, habe er nach einer Waffe greifen wollen. Das Buch könnte erneut Fragen aufwerfen, ob Bin Laden so oder so getötet werden sollte.

Das US-Verteidigungsministerium hat mit der Überprüfung des Enthüllungsbuchs begonnen, um es auf möglichen Geheimnisverrat hin zu untersuchen. Das Buch soll in der kommenden Woche auf Englisch erscheinen.

Autor ist das ehemalige Mitglied der Navy SEALs, Matt Bissonnette, der unter dem Pseudonym Mark Owen das Buch verfasste. Dschihadisten riefen im Internet zum Mord am Autoren auf.

Bissonnette schreibt auch, dass keiner der Soldaten, die an der Aktion teilnahmen, Anhänger des amtierenden Präsidenten Barack Obama gewesen sei und sie davon ausgingen, dass dessen Regierung von Bin Ladens Tod profitieren werde. Einer der SEALs habe nach dem Einsatz gesagt, sie hätten gerade dafür gesorgt, dass Obama wiedergewählt werde.

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