Vertreter der Onlinebuchungsplattformen Booking und Expedia wehren sich gegen den Vorwurf, sie würden Knebelverträge anbieten.
Fast neun von zehn Schweizer Hotels sind bei der Buchungsplattform Booking unter Vertrag. Der Europa-Chef von Booking, Peter Verhoeven, wies aber in einem am Montag erschienenen Interview der Tageszeitungen «Tages-Anzeiger» und «Der Bund» dezidiert den Vorwurf zurück, dass man die Hoteliers Knebelverträge unterzeichnen lasse.
Booking verlange keine Grundgebühr, keine Eintrittsgebühr, keine minimale Vertragsdauer und die Kommission würden nur fällig, wenn ein Kunde buche und im Hotel auch übernachte, erklärte Verhoeven.
Onlineportale in der Offensive
Wichtig sei für Booking, dass die gleichen Preise für die Onlineplattform wie auf der Hotelwebsite gelten würden. Das bedeute, aber auch, dass die Hotels auf anderen Portalen oder im Telefonverkauf andere Preise offerieren könnten.
» Das ganze Interview mit Peter Verhoeven im «Tages-Anzeiger»
Auch Andreas Nau, Zentraleuropa-Chef des Buchungsportals Expedia, schlägt in einem Interview mit der Fachzeitschrift «Travel Inside» (online nur für Abonennten verfügbar) in die gleiche Kerbe. Eine Vergleichbarkeit der Produkte sei für ein Online-Portal zwingend.
«Wir sind kein Monopolist und nehmen Teil an der gesunden, breiten Vertriebsstrategie eines Hotels.»
«Wir müssen sehr viel Marketing betreiben und in die Website-Entwicklung investieren. Als Folge daraus wollen wir auch fair behandelt werden», stellte Nau fest. Expedia erbringe eine Leistung und kriege dafür eine Kompensation und darüber werde verhandelt. Schliesslich müsse keiner mit Expedia arbeiten, der nicht wolle.
«Wir sind kein Monopolist und nehmen Teil an der gesunden, breiten Vertriebsstrategie eines Hotels», sagte Nau weiter. In der Schweiz habe das Portal nach kurzer Zeit bereits 300 aktive Reisebüropartner.
Marktführerschaft von Booking
Deutlich grösser ist die Verbreitung von Booking in der Schweiz: «Wir bieten in der Schweiz rund 10’000 Übernachtungsmöglichkeiten, darunter auch Wohnungen, Bed and Breakfasts oder Häuser. Von rund 4500 Schweizer Hotels sind 4000 bei uns», erklärte Verhoeven im Zeitungsinterview.
Die Schweiz mache damit insgesamt rund 1 Prozent des weltweiten Angebots von Booking aus. In ganz Europa liege der Marktanteil des Portals bei rund 9 Prozent aller Logiernächte. Innerhalb Europas sei die Bedeutung des Schweizer Marktes aber gross, betonte der niederländische Manager.
«Verlierer ist der Hotelier, der die Chancen des Internets nicht ausprobiert.»
Peter Verhoeven, Booking
Plattformen wie Booking würden der Schweiz 5,1 Prozent oder 1,8 Millionen zusätzliche Übernachtungen pro Jahr bringen. Die Markt- und Preistransparenz sei für diesen positiven Effekt verantwortlich. Diese führe nämlich dazu, dass sehr oft die Preise sinken würden und folglich die Nachfrage steige.
Kommissionen zwischen 12 und 17 Prozent
«Verlierer ist der Hotelier, der die Chancen des Internets nicht ausprobiert», stellte Verhoeven fest. In der Schweiz werde je nach Stadt 12, 15 oder 17 Prozent an Kommission verlangt. Die Schweizer Tarife lägen deutlich unter denen in den Nachbarländern. Weltweit würden die Kommissionen im Durchschnitt bei 16 Prozent liegen.
Seit 2010 seien die Kommissionen in der Schweiz aber nicht mehr angepasst worden. Booking habe auch keine Absicht, sie zu erhöhen, sofern sich die Rahmenbedingungen nicht änderten. Sollten aber Google, Yandex oder Baidu die Preise erhöhen, müsste auch Booking reagieren, erklärte Verhoeven.
Die meisten der weltweit 13’000 Beschäftigten der Buchungsplattform sind in den Niederlanden beschäftigt. Die 26 Angestellten in Zürich sind laut Verhoeven ausschliesslich im Support der Hotels tätig.