In Kassel entsteht eine Art Tempel aus Büchern in den Original-Massen des Parthenon in Athen. Bestehen soll er aus einst oder noch immer verbotenen Werken. Die argentinische Künstlerin Minujin will ein Zeichen gegen das Verbot von Texten setzen.
Rund acht Monate vor Beginn der documenta 14 in Kassel ist mit der Arbeit für eine erste künstlerische Installation der Schau begonnen worden. Die argentinische Künstlerin Marta Minujin steckte am Wochenende zusammen mit dem Kurator Pierre Bal-Blanc den Baubereich für den sogenannten «The Parthenon of Books» – eine Art Tempel aus Büchern – ab.
Bis zum Beginn der documenta 14 im Juni kommenden Jahres sollen dafür 100’000 Bücher aus aller Welt gesammelt werden, die entweder früher verboten waren und heute wieder gedruckt werden oder immer noch verboten sind.
Die Aktion soll ein Zeichen gegen das Verbot von Texten und der Verfolgung ihrer Verfasser setzen. Minujin sagte: «Ich möchte Stimmen in allen möglichen Sprachen repräsentieren.» Sie nannte ihre Installation eine «historische Arbeit» und ein «Symbol in einer Zeit, in der der Frieden schwächer zu werden scheine».
Errichtet wird «The Parthenon of Books» nach dem Vorbild des Tempels auf der Athener Akropolis, der das Ideal der ersten Demokratie repräsentiert. Der Bücher-Tempel soll in Original-Massen in Kassel auf dem Platz nachgebaut werden, auf dem die Nationalsozialisten im Mai 1933 rund 2000 Bücher verbrannten. Minujin hatte in Argentinien nach dem Ende der Militärdiktatur ein ähnliches Kunstwerk mit 30’000 Büchern erschaffen.
Zum Ende der documenta soll der Bücher-Tempel zerstört werden, damit die Werke mitgenommen und gelesen werden können. Es können auch Bücher gespendet werden. Die Universität Kassel erarbeitet extra eine Liste mit verbotenen Büchern aus der ganzen Welt, die schon jetzt mehr als 60’000 Titel umfasst.