Economiesuisse-Präsident Gerold Bührer rechnet mit dem Austritt Griechenlands aus dem Euro. Dies könne zu einem weiteren Test der Wechselkurs-Untergrenze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 1,20 Franken zum Euro werden.
Denn für die Anleger werde die Schweiz als sicherer Hafen noch mehr an Bedeutung gewinnen, sagte Bührer in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“. „Darum ist es so wichtig, dass nicht nur die Leitung der SNB, sondern auch der Bundesrat und die Politik wie ein Gotthard-Granit voll hinter dem Wechselkurs-Ziel stehen.“
Für die Schweizer Wirtschaft sieht Bührer mehrere Herausforderungen: Sie werde noch einige Zeit mit dem Handicap der Frankenstärke leben müssen, bis die im Ausland schneller steigende Teuerung helfe, diesen Wettbewerbsnachteil zu beseitigen.
Zudem sei davon auszugehen, dass die Euro-Zone als weitaus wichtigste Handelspartnerin in diesem Jahr nicht nur eine konjunkturelle Delle haben werde, „sondern in einer mehrjährigen Wachstumsfalle steckt – mit Ausnahme von Deutschland und einigen wenigen kleineren Ländern“.
Die Schweizer Wirtschaft könne einen Teil der europäischen Nachfrageschwäche kompensieren, indem sie vermehrt nach Asien und in andere Wachstumsmärkte verkaufe. Aber mit einem Anteil von fast 60 Prozent der Exporte sei Europa immer noch der Kernmarkt.
Er gehe davon aus, dass die soziale und politische Instabilität in Europa zunehmen werde. Wichtig sei, dass mit der Europäischen Stabilisierungsfaszilität von 800 Mrd. Euro die Brandmauern in Italien und Spanien glaubwürdig gezogen würden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland im Euro bleiben könne, sei aber geschwunden: „Wenn kein Wunder mehr passiert, befürchte ich, dass sich der Austritt nicht mehr vermeiden lässt.“