Der Facebook-Hype um das kleine Bündner Bergdorf Obermutten reisst auch nach einem Jahr nicht ab. Mit 44’000 Fans auf dem sozialen Netzwerk lässt Obermutten selbst arrivierte Ferienorte weit hinter sich.
Die Destinationen Davos-Klosters und Laax etwa können nur rund halb so viele Fans vorweisen wie das 80-Seelen-Dorf am Hang des Albulatals. Noch weiter im Hintertreffen liegen Arosa und der Nobelkurort St. Moritz.
Zu seinen Anhängern kam das auf 1863 Meter über Meer gelegene Dörfchen mit einem im September 2011 auf Facebook abgegebenen Versprechen: Von jedem Fan werde man ein Foto auf die Pinnwand des Dorfes hängen. Die Geschichte ging um die Welt.
Über das Facebook-Versprechen berichteten Medien und Blogger in Europa, aber auch in Japan, Mexiko und den USA. Und nach jedem Bericht kamen wieder hunderte Nutzer des sozialen Netzwerkes dazu, die auf Obermuttens Profil auf den „Like“-Button klickten.
Die Dorfpinnwand reicht schon lange nicht mehr aus für die Tausenden von ausgedruckten Facebook-Profilen. Auch die Wände einer Scheune waren schnell vollgepinnt. Nun hat man drei neue Holzwände aufgestellt für die Portraits der Fans aus 52 Ländern.
Aufgehängt werden die Bilder nach wie vor von Gemeindepräsident Martin Wyss persönlich. Er spricht in Videobotschaften, lädt Fotos ins Internet und hält die Facebook-Seite lebendig. Vor allem aber kommt Wyss authentisch herüber, und seine Freude über das weltweite Interesse ist echt. Das schätzen die Fans, wie ihren Kommentaren zu entnehmen ist.
Bergdorf wirbt für Graubünden
Die wenigsten wissen, dass die Idee für die Aktion von der touristischen Marketingorganisation Graubünden Ferien (GRF) stammt. Ziel war es, mit einer sympathischen Gemeinde auf die Schönheiten des Bergkantons hinzuweisen.
Mit dem Ergebnis ist man bei GRF mehr als zufrieden. Gemäss einer Hochrechnung der Tourismusorganisation haben weltweit rund 75 Millionen Menschen von Obermutten erfahren. Der finanzielle Aufwand betrug wenige zehntausend Franken.
Das Dorf selber hat vom Hype wenig Konkretes. Es kommen zwar mehr Touristen, doch mit nur einem Gasthaus sind den Verdienstmöglichkeiten Grenzen gesetzt. Gemeindepräsident Wyss hofft viel mehr, dass junge Familien auf sein Dorf aufmerksam werden und sich niederlassen.
Um den Schwung beizubehalten, hat Obermutten ein weiteres Versprechen abgegeben: Jedes Geschenk, das Fans zuschicken oder vorbeibringen, wird im neuen „Internationalen Freundschaftsmuseum“ ausgestellt. Es wurde in einem alten Stall eingerichtet.