Bündner Regierungsrat reist wegen Meister Petz ins Puschlav

Braunbär M13 sorgt im Puschlav für immer mehr Verunsicherung. Um sich einen Eindruck zu verschaffen und den Puls der Bevölkerung zu fühlen, reiste der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli am Freitag in das Südtal.

M13 im April 2012 nahe Scuol (Archiv) (Bild: sda)

Braunbär M13 sorgt im Puschlav für immer mehr Verunsicherung. Um sich einen Eindruck zu verschaffen und den Puls der Bevölkerung zu fühlen, reiste der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli am Freitag in das Südtal.

Auslöser der Reise war das Vordringen des Braunbären auf ein Schulareal in Poschiavo. In den frühen Morgenstunden des Mittwochs hatte M13 ein dort aufgestelltes Bienenhäuschen geknackt. In den Tagen davor hatte er mehrere Schafe gerissen, einige davon in der Nähe von Siedlungen.

„Wir wollen den Puschlavern klarmachen, dass wir die Situation ernst nehmen“, sagte Cavigelli der Nachrichtenagentur sda. Auch will er aufzeigen, dass der Kanton bisher alles andere als untätig war.

Letzte Woche wurden sechs Wildhüter ins Puschlav geschickt. Sie folgten M13 und versuchten, ihn zu vergrämen. Sie brannten dem Jungbären wiederholt eine Ladung Gummischrot auf den Pelz. Die Wildhut überwacht den Bären regelmässig. Durch den Sender am Hals kann sie seine ungefähre Postion feststellen.

Fast schon ein Problembär

Der in lokalen Medien wiederholt geäusserte Vorwurf, der Kanton habe das Puschlav im Stich gelassen, stimme nicht, erklärte Cavigelli. Ein Informationsdefizit gäbe es nicht.

Für die Bevölkerung fand Anfang September eine Informationsveranstaltung statt. Sie wurde von mehreren hundert Personen besucht. Die Gemeinden versorgte der Kanton mit Info-Flyern für den Streuversand an die Einwohner.

Er sei sich bewusst, dass die Bevölkerung verunsichert sei, betonte der Forstdirektor. Das Puschlav habe noch keine Erfahrung mit Bären. Da sei es normal, dass die Emotionen hoch gingen.

M13 gelte nach wie vor als „auffälliger Bär“. Er entwickle sich aber zum „Problembären“. „Wir sind bereit, die Einstufung sehr rasch zu ändern und zu reagieren“, betonte Cavigelli. Die Stufe „Risikobär“ bedeute das Todesurteil für das Tier.

Graubünden kein Bärenland

Cavigelli macht keinen Hehl daraus, dass er mit der Situation nicht glücklich ist. Der Kanton stehe zwischen zwei Fronten.

Auf der einen Seite gehe es um den Schutz des Bären, der vom Bund aufgrund einer internationalen Konvention definiert werde. Auf der anderen Seite stünden die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung. In diesem Spannungsfeld müsse der Kanton das schweizerischen Bärenkonzept umsetzen.

Zum Konzept hat Cavigelli eine klare Meinung: „Der Schutz des Bären im eng besiedelten Graubünden ist ein Irrläufer.“ Der Kanton sei kein Bärenland. „Der Bär hat es nicht schön und wir auch nicht“, sagte der Regierungsrat.

Den schwarzen Peter will er nicht dem Bund zuschieben. Die Schweiz sei mit der Konvention verpflichtet, die internationalen Bemühungen um den Schutz des Bären zu unterstützen.

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