Fast einen Kubikmeter Abfälle schleppt die Basler Bürgergemeinde im Durchschnitt jede Woche aus dem Hardwald zwischen Birsfelden und Muttenz – plus Kühlschränke, Autopneus, Mobiliar und anderes. Mittlerweile kostet sie illegaler Abfall über zehn Prozent aller Arbeitsstunden.
In Stadtnähe sei das Litteringproblem deutlich grösser als etwa im Oberbaselbiet, stellte der für die Hard zuständige Revierförster Christian Kleiber am Mittwoch vor den Medien in Birsfelden fest. Die Hard sei besonders nahe und gut erreichbar und daher besonders betroffen. Manchen Waldbesuchern fehle leider der Respekt.
Der freie Zutritt zum Wald steht im Schweizer Zivilgesetzbuch, doch nicht alle benähmen sich korrekt wie Gäste auf fremdem Boden. Auch die Trinkwasser-Filterungs- und Speicherfunktion der Hard sei zu sichern, mahnt Kleiber. Der Hardwald misst rund 200 Hektaren; insgesamt bewirtschaftet die Bürgergemeinde der Stadt Basel knapp 700 Hektaren Wald in der Region.
Vom Einbauofen bis zu Gartenabfällen
Am Medientermin zeigte Kleiber jüngste Funde: Matratzen, Einkaufswagen, Stühle, Styropor-Verpackung, Fernseher, Ventilator, Teppich, Einbauofen, aber auch dutzende Autoreifen. Pro Jahr kämen alleine über hundert Reifen und Räder zusammen – sicher nicht alle von Privaten deponiert. Erwischt werde kaum je ein Abfallsünder.
Grössere Müllstücke werden entlang der Waldstrassen deponiert. Am Strassenrand finde man zudem auch viel Gartenabfälle, ebenfalls extra heimlich per Auto heran gekarrt. Solches stört nicht nur die Bodenflora, sondern bringt auch fremde Arten in den Wald. Alleine die Neophyten-Entsorgung beschere 250 Arbeitsstunden im Jahr.
Zwischen Littering und Vandalismus ist die Grenze fliessend: Bei Feuerstellen liege besonders viel Müll – auch Haushaltabfälle – und dort würden ganze, extra für Waldbesucher montierte Sitzbänke und Tische abgefackelt sowie Bäume per Axt gefällt. Einweggrills brennten zudem Löcher in Bänke, weil manche sich nicht bücken mögen.
Facettenreicher Wald-Vandalismus
Kleiber berichtet überdies von einer per Akkuschrauber in lebendes Holz gezimmerten Baumhütte, im Dutzend per Motorsäge gekappten Jungbäumen, einer fast zwei Meter tief gegrabenen Survival-Höhle oder durch Hanfpflanzen ersetztes Jungholz in Wildschutzgittern. Zertrümmerte Flaschen seien ferner eine Gefahr für Kinder und Hunde.
In Franken seien die Abfall- und Vandalismus-Schäden schwer zu beziffern, hiess es weiter. Zum einen stecke viel Arbeit etwa in den massiven Möbeln bei den neun Feuerstellen in der Hard; zum anderen fielen bei der korrekten Entsorgung dann noch die üblichen Gebühren an – zulasten des defizitären Forstbetriebs der Bürgergemeinde.
Unter dem Strich kommen fast 40 Kubikmeter Kleinmüll plus Sperrgut im Jahr in der Hard zusammen, den die Forstleute einsammeln. Neben den beiden wöchentlichen Autosammeltouren entlang der Strassen und zu den Feuerstellen ist mittlerweile auch noch eine Veloequipe wöchentlich in der ganzen Hard als Abfallsammler unterwegs.
Täter meist unbehelligt
Die Bürgergemeinde scheint ratlos, was man ausser Appellen gegen das Problem tun kann. An den heikelsten Terminen, warmen trockenen Sommer-Wochenend-Abenden, traut sich Kleiber nicht an die Hotspots, um für Ordnung zu sorgen: Die Übeltäter seien meist alkoholisiert und nie allein; das sei zu gefährlich. Und die Polizei habe andere Prioritäten.
Laut Bürgerrat Leonhard Burckhardt denkt man über eine Art Ranger nach, der auf Mandatsbasis die Forstleute von Aufsichtsaufgaben entlasten und präventiv sensibilisierend wirken könnte. Spruchreif sei dies indes noch nicht.