Mehr als einen Monat nach dem Verschwinden Dutzender Studenten im Südwesten Mexikos ist der von der Polizei gesuchte Bürgermeister der Stadt Iguala festgenommen worden. José Luis Abarca und seine Frau wurden in Mexiko-Stadt gefasst.
Abarca soll den Einsatz gegen die jungen Leute angeordnet haben, wie die Bundespolizei am Dienstag mitteilte. Sie würden nun in der Staatsanwaltschaft vernommen.
Die 43 Studenten waren am 26. September in Iguala von Polizisten verschleppt und später vermutlich Mitgliedern der kriminellen Organisation «Guerreros Unidos» übergeben worden. Nach Einschätzung der Ermittler arbeiten in der Region lokale Politiker, korrupte Polizisten und Verbrecher Hand in Hand.
Das Fernsehen berichtete, der Bürgermeister und seine Frau hätten in Mexiko-Stadt eine Wohnung gemietet und sich dort seit Wochen versteckt. Gegen Abarca liegt Haftbefehl wegen Mordes vor.
Protestmarsch nach Mexiko-Stadt
Beim Einsatz gegen die Studenten hatten örtliche Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet und sechs Menschen getötet. Seine Frau María de los Ángeles Pineda stammt aus einer Drogenhändlerfamilie und soll ein führendes Mitglied der «Guerreros Unidos» sein.
Von den verschleppten Studenten fehlt noch immer jede Spur. Am Montag starteten Vertreter sozialer Organisationen einen Protestmarsch auf die Hauptstadt, um an das Schicksal der jungen Leute zu erinnern. 43 Aktivisten – einer für jeden Vermissten – wandern von Iguala knapp 200 Kilometer nach Mexiko-Stadt.
«Unsere Forderung ist: Wir wollen sie lebend zurück», sagte einer der Organisatoren, José Alcaraz García, der Nachrichtenagentur dpa. Am kommenden Sonntag wollen die Demonstranten den zentralen Platz Zócalo in der Hauptstadt erreichen.
Präsident Enrique Peña Nieto kündigte einen Pakt gegen Korruption und Straflosigkeit an. In den kommenden Tagen werde er Vertreter verschiedener Institutionen, Parteien und sozialer Organisationen zusammenrufen, sagte der Staatschef am Montag. «Es ist unabdingbar, Massnahmen zu ergreifen, damit so etwas nicht mehr passiert.»
Polizeichef erschossen
Im Norden des Landes töteten Unbekannte unterdessen einen regionalen Sicherheitschef. General Ricardo César Niño Villarreal wurde nach Behördenangaben auf einer Landstrasse im Bundesstaat Nuevo León erschossen. Der ranghohe Militär stand im Norden des benachbarten Bundesstaates Tamaulipas der Polizei vor.
Zum Zeitpunkt des Anschlags war er in einem nicht gepanzerten Fahrzeug und ohne Leibwächter unterwegs. Erst im Oktober entging der General einem Attentat. Zuletzt waren in der Region Plakate aufgetaucht, auf denen die Sicherheitsstrategie des Generals infrage gestellt wurde.
In Tamaulipas kämpfen das Verbrechersyndikat «Los Zetas» und das Golf-Kartell um die Vormachtstellung. Häufig greifen sie auch die Sicherheitskräfte an.