Wegen Betrugs- und Korruptionsvorwürfen ist der Bürgermeister von Kanadas zweitgrösster Stadt Montréal zurückgetreten. Er könne das Amt nicht ausüben, während er sich gegen die Anschuldigungen verteidige, sagte Michael Applebaum am Dienstag vor Journalisten.
Applebaum beteuerte erneut seine Unschuld. Zu konkreten Vorwürfen äusserte er sich nicht, betonte jedoch, er habe «nie einen Penny von irgendjemandem angenommen».
Applebaum war erst seit November im Amt. Nach seinem Rücktritt obliegt es dem Stadtrat, übergangsweise einen Bürgermeister zu benennen, der die Geschäfte bis zur Wahl eines Nachfolgers Anfang November führt.
Am Montag war Applebaum vorübergehend festgenommen worden. Polizisten holten den 50-Jährigen am frühen Morgen in seiner Wohnung ab. Nach einigen Stunden wurde er wieder freigelassen.
14 Rechtsverstösse vorgeworfen
Ermittlern zufolge soll Applebaum als Stadtratsmitglied für zwei Immobiliengeschäfte in seinem Bezirk zwischen 2006 und 2011 illegale Provisionszahlungen in sechsstelliger Höhe kassiert haben. Insgesamt werden ihm 14 Rechtsverstösse vorgeworfen, zu denen auch angebliche Scheingeschäfte und Veruntreuung gehören.
Ausser Applebaum wurden ein ehemaliger hochrangiger Beamter sowie ein früherer Stadtrat der konservativen Partei festgenommen. Alle drei Verdächtigten sollen im Oktober vor Gericht erscheinen.
Applebaums Festnahme und sein Rücktritt markieren den vorläufigen Höhepunkt einer Korruptionsaffäre, die Montreal seit mehr als einem Jahr beschäftigt und schon zum Rücktritt des vorigen Bürgermeisters Gerald Tremblay im November geführt hat.