Buhrufe an der Generalversammlung der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank ist mit dem Versuch einer strategischen und personellen Neuaufstellung bei ihren Aktionären abgeblitzt. Zwar warben die beiden Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen noch einmal um eine zweite Chance.

Findet wenig Gefallen bei den Aktionären: Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain. (Keystone) (Bild: sda)

Die Deutsche Bank ist mit dem Versuch einer strategischen und personellen Neuaufstellung bei ihren Aktionären abgeblitzt. Zwar warben die beiden Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen noch einmal um eine zweite Chance.

Auch räumten sie auf der Generalversammlung am Donnerstag in Frankfurt Versäumnisse ein. Doch sie ernteten wenig Beifall, dafür aber laut vernehmbare Buhrufe aus dem Publikum.

Grossinvestoren wie Kleinanleger vermissten Details der kürzlich präsentierten «Strategie 2020», die auf eine Schrumpfkur beim grösstem deutschen Geldinstitut hinausläuft. Auch der am Vorabend kurzerhand auf den Weg gebrachte Vorstandsumbau reichte nicht, um die Gemüter zu besänftigen.

Besonders kritisch sehen viele Aktionäre, dass Jains Rolle im Konzern gestärkt wird, obwohl er als früherer Chef-Investmentbanker für zahlreiche Rechtsstreitigkeiten mit verantwortlich ist, die noch heute viel Geld kosten und mühsam erzielte Gewinne regelmässig ausradieren.

Bock als Gärtner

«Sind Sie das Problem dieser Bank, die Lösung oder beides?», fragte Markus Kienle von der Kleinaktionärsvereinigung SdK in der Frankfurter Festhalle vor rund 4000 Aktionären. Klaus Nieding von der Aktionärsbereinigung DSW schimpfte: «Wer den Bock zum Gärtner macht, darf sich nicht wundern, wenn er den Garten kahl frisst und die anderen Schafe es ihm gleich tun.»

Allein wegen ihrer Verstrickung in den weltweiten Skandal um manipulierte Referenzzinssätze hatte die Deutsche Bank unlängst eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar an die Regulierer in Grossbritannien und den USA abdrücken müssen. Auch andere Grossbanken, unter ihnen die Schweizer UBS, wurden in der Sache zur Kasse gebeten.

Dass die vor drei Jahren als Nachfolge für den Schweizer Josef Ackermann angetretene Doppelspitze unter Druck steht, hatte sich vor der Hauptversammlung abgezeichnet.

Auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner attestierte Jain und Fitschen eher eine «durchwachsene» Bilanz. Er signalisierte, dass ein «Weiter so» für das Top-Management keine Option sein kann.

«Keine Frage, das öffentliche Bild der Deutschen Bank ist derzeit stark angeschlagen und beschädigt. Niemand kann mit dem äusseren Erscheinungsbild und dem Aktienkurs zufrieden sein.»

Verlorene Jahre

Jain und Fitschen räumten ein, dass es länger dauere als geplant, die unzähligen Rechtsstreitigkeiten beizulegen. Der Sparkurs greife noch nicht und die Entwicklung des Aktienkurses sei enttäuschend. Von Scheitern könne aber keine Rede sein, sagte Fitschen.

«Wir haben auch vieles erreicht.» Die neue «Strategie 2020» baue darauf auf. «Wir steuern die Deutsche Bank in die richtige Richtung.» Wichtigste Entscheidung ist die Abspaltung der Postbank. Darüber hinaus wird das restliche Privatkundengeschäft mit den Filialen zusammengestrichen, während die Investmentbanker wieder an Macht gewinnen.

Die Fondsgesellschaft Union Investment, einen der Top-20-Aktionäre, überzeugt das nicht: Die Bank habe seit der Finanzkrise bereits «acht verlorene Jahre» hinter sich, sagte Portfoliomanager Ingo Speich. «Nach einer langen Durststrecke werden jetzt schon wieder fünf unprofitable Übergangsjahre mit Restrukturierungskosten in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt.»

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