Bestehende Abhängigkeiten von IT-Dienstleistern führen oft dazu, dass Informatikvorhaben vom Bund freihändig vergeben werden. Eine Studie der Universität Bern zeigt nun, dass dies in den vergangenen sechs Jahren bei über 45 Prozent der IT-Beschaffungen der Fall war.
Dies geht aus einer Auswertung der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern hervor, die die «Neue Zürcher Zeitung» am Samstag veröffentlichte und die der Leiter Matthias Stürmer auf Anfrage bestätigte.
Stürmer analysierte für die Auswertung die auf der offiziellen Plattform des Bundes für die Beschaffung von Dienst- und Bauleistungen (Simap) publizierten Aufträge zwischen Juli 2009 und September 2015. Von den fast 6000 Beschaffungen wurden fast ein Viertel freihändig, also ohne Ausschreibung vergeben.
Im zeitlichen Verlauf zeigt sich, dass die Tendenz sinkt: 2009 wurden fast 30 Prozent der Beschaffungen freihändig getätigt, 2015 waren es unter 20 Prozent. Ein anderes Bild zeigt sich jedoch im Informatikbereich: Dort werden jährlich zwei von fünf Beschaffungen ohne Ausschreibung vergeben. Im Durchschnitt der sechs Jahre waren es 45,6 Prozent.
Neben der Komplexität von und des fehlenden Know-hows für Informatikvorhaben, besteht das Problem von Abhängigkeiten. Gemäss Stürmer gibt es oft keine Alternativen etwa zu einer Vertragsverlängerung, weil man sich schon mit einem früheren Zuschlag von einem IT-Anbieter abhängig gemacht hat.
Stümer plädiert daher für Open-source-Lösungen und mehr Personal zur Wartung und Weiterentwicklung von IT-Projekten. Zudem braucht es seiner Meinung nach funktionale Ausschreibungen ohne Vorgabe bestimmter Firmenprodukte.