Die Impfung gegen sexuell übertragbare humane Papillomaviren (HPV) wird Mädchen und jungen Frauen seit Jahren empfohlen. Nun weitet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Empfehlung auf Knaben und junge Männer aus.
Eine solche Impfung könne Penis- und Analkrebserkrankungen eindämmen. Seit 2007 empfiehlt der Bund jungen Frauen die HPV-Basisimpfung im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs und weitere durch das Virus verursachte Krankheiten. Neue Studien belegen nun laut dem Bund, dass die Impfung auch für Knaben und junge Männer von Nutzen sein könnte, wie es im BAG-Bulletin vom Montag hiess.
Das BAG schliesst sich der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) an, welche eine Impfung für junge Männer vor einem Monat empfohlen hat. Knaben und junge Männer sollten sich gemäss der Empfehlung im Alter von 11 bis 26 Jahren, vorzugsweise zwischen 11 und 14 Jahren – vor Beginn der sexuellen Aktivität – impfen lassen.
Steigende Krankheitszahlen
Die ergänzende Impfung wird zur Prävention von Genitalwarzen empfohlen, aber auch zur Vorbeugung von für Männer gefährlichen HPV-assoziierten Krebserkrankungen wie Anal- oder Peniskrebs. Die HPV-Infektion ist laut BAG eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten und betrifft besonders junge Altersgruppen beider Geschlechter – Tendenz steigend.
In der Periode 2007 bis 2011 sind laut dem Nationalen Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung (NICER) jährlich durchschnittlich zwischen 79 und 183 Männer und zwischen 285 und 320 Frauen an HPV-assoziiertem Krebs erkrankt. Eine Impfung hätte diese Fälle theoretisch verhindern können.
«Es sind aktuell zwei Impfstoffe gegen HPV verfügbar», teilte das Bundesamt mit. Der Impfstoff Gardasil schütze vor einer Infektion durch vier HPV-Typen und stelle damit den wirksamsten Schutz vor den Viren dar. Der andere Impfstoff Cervarix schütze nur vor zwei Typen.
Viele offene Fragen
Das BAG empfiehlt die Impfung für junge Männer, obwohl aktuell noch keine Kosteneffektivitätsanalysen vorliegen. Die Impfung beider Geschlechter scheine im Vergleich mit der ausschliesslichen Impfung von Mädchen von Vorteil zu sein, schrieb das BAG – «allerdings bei höheren Kosten».
Ebenfalls offen sei die Frage nach der Wirksamkeit. Es existierten wegen der geringen Fallzahlen bisher keine Daten zur Schutzwirkung der Männerimpfung für Frauen. «Es ist bisher noch unklar, in welchem Ausmass eine Impfung von Knaben und Männern den Schutz der Frauen vor Gebärmutterhalskrebs erhöhen kann.»
Auch die Modalitäten der Kostenvergütung der HPV-Impfung für Männer sind in Ausarbeitung. Ein Entscheid wird in den nächsten Monaten erwartet.
Das BAG sieht in der erweiterten Impfempfehlung trotz der Unklarheiten positive Folgen: «Die HPV-Impfung für junge Männer erlaubt es, dass beide Geschlechter die Verantwortung für Themen wie die sexuelle und reproduktive Gesundheit tragen.»