Um künftige Engpässe zu verhindern, soll die Bahninfrastruktur weiter ausgebaut werden. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat am Freitag zwei Varianten für den Bahnausbau-Schritt 2030/35 präsentiert.
Der Bund rechnet im Schienenverkehr mit einem starken Wachstum. Der nächste Ausbauschritt sei notwendig, um Kapazitätsengpässe zu verhindern, sagte Anna Barbara Remund, Leiterin der Abteilung Infrastruktur beim BAV, am Freitag vor den Medien in Bern. Sonst blieben Personen auf dem Perron stehen und Güter könnten nicht mehr transportiert werden. Das Hauptziel des Ausbauschrittes 2030/35 sei deshalb klar: Überlasten abbauen, und Kapazitäten schaffen.
Das BAV hat im Auftrag des Bundesrates zwei Varianten geprüft. Die erste Variante entschärft die grössten absehbaren Engpässe im Personenverkehr teilweise und bringt punktuelle Verbesserungen für den Güterverkehr. Der Finanzrahmen beträgt 7 Milliarden Franken, die Projekte würden bis 2030 realisiert.
Variante zwei kostet mit maximal 12 Milliarden Franken deutlich mehr. Dafür könnten zusätzliche Ausbauten realisiert werden. Der Zeithorizont würde bis 2035 verlängert. Diese Stossrichtung hatte der Bundesrat bereits im Januar vorgelegt. Am Freitag präsentierte das BAV Details zu den einzelnen Ausbauschritten.
Tunnel für Winterthur
Variante eins setzt bei der Engpassbeseitigung vor allem auf die Ost-West-Achse.Vorgesehen ist unter anderem ein Angebotsausbau auf der Linie Zürich-Winterthur (Brüttener-Tunnel), ein Viertelstundentakt auf der Strecke Bern-Zürich und Lausanne-Genf, ein Halbstundentakt zwischen Basel und Biel sowie ein Angebotsausbau zwischen Lausanne und Martigny. Für den Güterverkehr ist unter anderem ein Zusatztrassee auf der Linie Zofingen-Suhr-Lenzburg geplant.
Mit Variante zwei würden weitere Engpässe beseitigt. An erster Stelle steht für das BAV bei der teureren Variante der Ausbau des Bahnhofs Stadelhofen in Zürich. Diesen sehe das BAV aufgrund der Bewertung als gesetzt, sagte Remund.
Vertieft geprüft werden daneben der Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels, der Zimmerberg-Basistunnel II, der Durchgangsbahnhof Luzern, das Herzstück Basel sowie der Ersatzbau der Linie Neuenburg-La Chaux-de-Fonds.
Auch bei einem Budget von 12 Milliarden Franken könnten nicht alle diese Projekte bis 2035 realisiert werden, sagte Remund. Man suche deshalb nach einer Kombination von Projekten, die das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.
Gemäss einer am Freitag publizierten Berechnung ist dieses am höchsten, wenn neben dem Bahnhof Stadelhofen der Lötschberg-Basistunnel teilausgebaut wird. Ebenfalls gut bewertet wird die Kombination Stadelhofen plus Zimmerberg-Basistunnel II.
Am schlechtesten schneidet das Kosten-Nutzen-Verhältnis beim Durchgangsbahnhof Luzern ab. Zudem wäre das Projekte neben dem Bahnhof Stadelhofen nicht finanzierbar, soll der Finanzierungsrahmen von 12 Milliarden Franken eingehalten werden.
Bahnhöfe ausbauen
Neben Ausbauten auf dem Netz der SBB sind bei beiden Varianten auch Investitionen bei den Privatbahnen und in Bahnhöfe vorgesehen. Insgesamt soll hier zwischen 1,5 bis 2,2 Milliarden Franken investiert werden. Rund eine Milliarde Franken soll dem Güterverkehr zugutekommen.
Bei den Bahnhöfen solle in den barrierefreien Zugang investiert werden, sagte Remund. Zudem brauche es aber auch mehr Kapazitäten, sprich: mehr Platz für Personen auf den Perrons und in respektive auf den Unter- und Überführungen.
Die Kantone wurden am Freitag vom BAV über den Zwischenstand informiert. Der Bundesrat will die Vernehmlassung im vierten Quartal 2017 eröffnen und bis Ende 2018 dem Parlament eine Botschaft überweisen. Ab 2019 berät das Parlament über die Vorlage.