Das Empfangszentrum in Chiasso TI soll durch einen zweiten Standort in einer anderen Gemeinde erweitert werden. Bund und Kanton Tessin wollen auf diese Weise erreichen, dass Asylbewerber nicht mehr auf Pensionen im Kanton verteilt werden müssen.
Das neue Zentrum soll ausserhalb von Chiasso an einem noch nicht festgelegten Ort im Tessin entstehen und Plätze für rund 120 Personen bieten. Über dieses Projekt informierte am Mittwoch in Bellinzona eine eigens gegründete „Task Force“, die sich aus Vertretern des Bundesamtes für Migration (BFM) und des Kantons zusammensetzt.
Vor die Medien traten unter anderem der BFM-Direktor Mario Gattiker und Staatsrat Paolo Beltraminelli. Mehrere Gebäude im Tessin, die als ergänzendes Empfangszentrum in Frage kämen, seien bereits ins Auge gefasst.
Ein Platz sei besonders geeignet. Details zum Standort sollen aber erst nach Prüfung der Vorschläge durch die Kantonsregierung veröffentlicht werden. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe versichern aber, dass die ausgewählten Strukturen alle wichtigen Kriterien, wie Sicherheit und Logistik, erfüllen.
Jobs für 50 Personen
Die Task Force habe zudem flankierende Massnahmen für die Unterbringung der Asylsuchenden geprüft, sagte Beltraminelli. Gute Erfahrungen seien mit gemeinnütziger Arbeit gemacht worden.
Aktuell würden im Empfangszentrum Chiasso – in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Chiasso – täglich 20 bis 30 Migranten einer freiwilligen Tätigkeit nachgehen. Ziel sei es, diese Zahl bis auf 50 Personen zu erhöhen.
Task Force wegen wachsendem Druck
Die so genante „Task Force“ ist im vergangenen September mit dem Zweck gegründet worden, im Tessin neue Lösungen für die Unterbringung von Asylbewerbern zu finden. Durch die wachsenden Migrationsflüsse aus Nordafrika hat sich der Druck auf das Empfangszentrum an der Schweizer Südgrenze stark erhöht.
Die Plätze reichen nicht aus. Monatlich würden bis zu 300 Migranten in andere Verfahrenszentren geschickt, sagte Antonio Simona, Leiter des Empfangszentrums Chiasso. Andere – aktuell 230 Personen – müssten noch vor Ablauf der Registrierung auf Pensionen im Kanton verteilt werden. Das erschwere die administrativen Abläufe und sei teuer.
Es sei nicht zu erwarten, dass der Druck abnehme, sagte BFM-Direktor Mario Gattiker. Die Asylbewerberzahlen würden steigen. Rund 2500 Asylgesuche gingen derzeit pro Monat beim Bund ein. Im vergangenen Jahr seien es insgesamt 22’500 Gesuche gewesen. Das Tessin spüre die wachsenden Zuflüsse aufgrund seiner geographischen Lage besonders stark.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Kanton, Bund und Mitarbeitern des Empfangszentrum in Form einer Task Force sei bisher ein Unikum in der Schweiz. Gattiker schliesst nicht aus, das Modell auch in den anderen betroffenen Kantonen anzuwenden.