Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zieht zur Agrarpolitik 2014-2017 eine ermutigende Zwischenbilanz. Besonders zufrieden ist das BLW mit den Biodiversitätsflächen. Zum Unmut von Umweltschutzorganisationen will das Amt nun die Anreize dafür dämpfen.
Die neue Agrarpolitik, die seit dem 1. Januar 2014 in Kraft ist, fördert gezielter ressourcenschonende Produktionsverfahren. Das Direktzahlungssystem wurde stärker auf die Ziele für die Landwirtschaft in der Verfassung ausgerichtet, die Tierbeiträge wurden aufgehoben.
Befürchtungen, dass die Produktion darunter leiden könnte, hätten sich nicht bewahrheitet, sagte BLW-Direktor Bernard Lehmann am Dienstag vor den Medien in Bern. Die Milch- und Fleischproduktion nahm 2014 leicht zu, die pflanzenbauliche Produktion erreichte gar ein Rekordniveau.
An den Programmen für ressourcenschonende Produktion nahmen viele Landwirtschaftsbetriebe teil, wie das BLW in seiner Bilanz festhält. Bei der graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion lag die Beteiligung bei rund 70 Prozent.
Trotz des regen Interesses an den Projekten bleibt der Schweizer Bauernverband (sbv) skeptisch. Es sei «schlicht unmöglich, bereits nach dieser kurzen Zeit die Veränderungen und Folgen bei den Landwirtschaftsbetrieben komplett zu erfassen», teilte die Organisation mit.
«Sabotageakt»
Auch ökologische Leistungen, die Bäuerinnen und Bauern erbringen, werden abgegolten. Die Ziele für die Biodiversitätsflächen mit tieferer Qualität sieht das BLW bereits erreicht. Es will darum die entsprechenden Anreize senken und unter anderem Direktzahlungen für Biodiversitätsförderflächen kürzen.
Umweltschutzorganisationen reagierten empört. Das BLW wolle «durch die Hintertüre» im Verordnungspaket Herbst 2015 Abstriche in ökologischen Kernbereichen machen, bemängelte Pro Natura. Dies grenze an einen «Sabotageakt» gegenüber jenen Landwirten, die sich für die Biodiversität einsetzten.
Der Schweizer Vogelschutz (SVS/BirdLife Schweiz) spricht von «unausgegorenen Änderungsvorschlägen», die kurz nach Inkrafttreten das System umwälzen. Für einige Betriebe würden die Neuerungen das Aus bedeuten. Zudem seien die Biodiversitätsziele noch längst nicht erreicht.
Das Bundesamt hält aber an seinem Vorhaben fest, wie Sprecher Jürg Jordi sagte. Das Verordnungspaket, zu dem bis am Freitag eine Vernehmlassung läuft, lege klare Ziele und Massnahmen fest, was ein grosser Vorteil sei.
Umverteilung zu Bergbetrieben
Wegen des Systemwechsels hat sich die Höhe der Direktzahlungen pro Betrieb verändert. Die Umverteilung wurde aber durch Übergangsbeiträge abgefedert, wie das BLW schreibt. Für rund 60 Prozent der Bauernhöfe bedeutete dies eine Veränderung von weniger als 5000 Franken plus oder minus gegenüber dem Vorjahr.
Grundsätzlich erhalten Berg- und Sömmerungsbetriebe nun mehr, Talbetriebe weniger Geld. Somit bekam ein Talbetrieb 2014 im Durchschnitt 51’400 Franken (-1400 Franken) Direktzahlungen, ein Bergbetrieb rund 59’900 Franken (+2600 Franken). Die Direktzahlungen machen durchschnittlich etwa einen Viertel des Umsatzes eines Bauernbetriebs aus.