Die Bundesanwaltschaft hat gegen eine im Tessin ansässige Goldraffinerie ein Verfahren eröffnet, wegen Verdachts auf Geldwäscherei und Kriegsverbrechen respektive Beihilfe zu Kriegsverbrechen. Ins Rollen brachte das Verfahren die Nichtregierungsorganisation TRIAL.
Der Organisation liegen nach eigenen Angaben vom Montag Informationen vor, wonach die in Mendrisio TI ansässige Goldraffinerie Argor-Heraeus sich schuldig gemacht haben könnte, geraubtes Gold gewaschen zu haben.
TRIAL habe Beweise, sagte der für die Angelegenheit zuständige Anwalt Bénédict De Moerloose vor den Medien in Genf. Argor-Heraeus soll demnach zwischen 2004 und 2005 gegen drei Tonnen in der Demokratischen Republik Kongo geplündertes Gold raffiniert haben.
Von bewaffneter Gruppierung geraubt
Geraubt wurde das Edelmetall gemäss den Angaben von der bewaffneten Nationalistischen Front der Integrationisten (FNI). Argor-Heraeus soll laut TRIAL gewusst haben oder hätte zumindest davon ausgehen müssen, dass das Erz aus Plünderungen stamme. Die NGO verlangte von den Schweizer Behörden, eine Untersuchung zu eröffnen.
Bei der Bundesanwaltschaft ging die Klage von TRIAL am Freitag ein, wie eine Sprecherin bestätigte. Es sei ein Strafverfahren wegen Verdachts auf Geldwäscherei und Kriegsverbrechen respektive Beihilfe zu Kriegsverbrechen eröffnet worden, teilte die Sprecherin mit. Weitere Angaben zu dem Fall machte sie nicht.
Argor-Heraeus wies die Anschuldigungen am Montagabend zurück. Das Unternehmen erklärte, es sei von den Vorwürfen durch die UNO, das SECO und die Finanzmarktaufsicht Finma bereits entlastet worden.
Bei der Swiss Better Gold Association
TRIAL-Chef Philip Grant sagte in Genf, dass auch das Unternehmen Metalor in Neuenburg im Visier stehe. Doch die Beweise seien nicht ausreichend. Mit einer Kampagne wollen TRIAL, Conflict Awareness Project und Open Society Justice Initiative die Öffentlichkeit für den Raub von Rohmaterial und für Zusammenhänge zwischen Plünderungen und bewaffneten Konflikten sensibilisieren.
Argor-Heraeus ist nach eigenen Angaben einer der grössten Edelmetall-Verarbeiter weltweit. Das Unternehmen ist Mitglied der Swiss Better Gold Association (SBGA).
Diese Gruppierung ist mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) für die im Oktober vorgestellte Swiss Better Gold Initiative (SBGI) verantwortlich, die Abbau und Handel von Gold sozial und ökologisch nachhaltiger machen soll. Im ersten Halbjahr 2013 wurden 1600 Tonnen Gold aus der ganzen Welt in die Schweiz importiert.