Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona hat am Donnerstag der Prozess gegen zwei ehemalige Fussballer des FC Gossau begonnen. Sie stehen unter dem Verdacht, im Zusammenhang mit internationalem Wettbetrug Spiele manipuliert zu haben. Die Anklage forderte bedingte Geldstrafen.
Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft (BA) wurden die beiden früheren Torhüter im Jahr 2009 von einer international agierenden Betrügerbande angeworben. Die Aufgabe der Beschuldigten sei es gewesen, Spiele des FC Gossau in der Challenge League auf ein bestimmtes Spielergebnis hin zu beeinflussen.
Dies hätte den Drahtziehern des Betrüger-Netzwerkes die Möglichkeit gegeben, hohe Wetteinsätze auf die Matches abzugeben. Von dem Gewinn sollen die 27 und 35 Jahre alten Männer finanziell mitprofitiert haben. Laut BA verdiente der jüngere Fussballer rund 5000 Franken, sein älterer Clubkollege 30’000 Franken.
Die Bundesanwaltschaft beantragte für den 27-Jährigen eine bedingte Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 120 Franken, sprich 7200 Franken, und eine Ersatzforderung von 5000 Franken. Der zweite Angeklagten soll – bedingt ausgesprochen – 270 Tagessätze à 10 Franken und eine Ersatzforderung von 10’000 Franken zahlen.
Verteidigung fordert Freispruch
Der 27-Jährige, der heute noch als Profifussballer aktiv ist, bestreitet die Anschuldigungen. Im Detail wird ihm Gehilfenschaft zu gewerbsmässigem Betrug bzw. versuchtem Betrug vorgeworfen. Der Anwalt forderte einen Freispruch.
Sein Klient habe sich zu keinem Zeitpunkt an einer Spielmanipulation beteiligt und sei auch gar nicht angefragt worden, sagte er in seinem Plädoyer. Auch der Verteidiger des zweiten Beschuldigten setzte auf Freispruch.
Sollte es doch zu einer Verurteilung kommen, halte er maximal eine bedingte Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen zu je 10 Franken für angemessen. Der 35-jährige Angeklagte gestand einen Teil der Vorwürfe ein. Er steht wegen Mittäterschaft und Gehilfenschaft bei gewerbsmässigem Betrug vor Gericht.
Zum Anwerber aufgestiegen
Der heutige Versicherungsvertreter gab am Donnerstag zu, von Manipulationsversuchen gewusst zu haben. Er hätte solche auch zugesagt. Auf dem Spielfeld habe er aber immer sein Bestes gegeben. Die Bundesanwaltschaft glaubte ihm nicht.
Sie hielt es für erwiesen, dass der Angeklagte bewusst Tore kassierte. Zudem soll er im Verlauf des Jahres innerhalb der Tätergruppe zu einem Vermittler und Anwerber aufgestiegen sein.
In der Verhandlung am Donnerstag ging es um fünf Spiele der Challenge League in 2009. Bei folgenden Begegnungen soll das Endergebnis künstlich herbeigeführt worden sein: FC-Gossau – FC Locarno (0:4) und FC Servette – FC Gossau (4:0) im Mai, FC Lugano – FC Gossau (7:0) im September und FC Gossau – FC Vaduz (1:4) im November.
Auch beim Spiel FC Locarno – FC Gossau (2:2) im August 2009 soll es Betrugsversuche gegeben haben. Allerdings erzielte die Manipulation gemäss BA nicht das gewünschte Resultat. Die Urteilsverkündung ist für Dienstag vorgesehen.
Drahtzieher in Deutschland verurteilt
Der internationale Wettskandal im Fussball flog im Jahr 2009 auf. Der Hauptbeschuldigte, ein Deutsch-Kroate, wurde im Mai 2011 wegen gewerbsmässigen Betrugs in Bochum zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der Mann und zwei Mittäter hatten gestanden, Spiele in sechs Ländern manipuliert zu haben. In der Schweiz sollen gemäss BA 28 Spiele betroffen gewesen sein.