Mit einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation ist die deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Samstag zu einem dreitägigen Besuch in China eingetroffen. Erste Station ist die südwestchinesische Metropole Chengdu.
In der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan nimmt Merkel am Sonntag an einem deutsch-chinesischen Dialogforum teil. In dem zivilgesellschaftlichen Beratergremium sitzen Politiker, Unternehmer und Gewerkschafter. In Chengdu besichtigt Merkel auch ein VW-Werk und ein Sozialprojekt mit Kindern von Wanderarbeitern.
Im Mittelpunkt ihrer siebten Visite im Reich der Mitte stehen der Ausbau der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen. In Merkels Begleitung sind die Chefs von Siemens, Airbus, VW, Lufthansa und der Deutschen Bank.
Ihre Gespräche mit der kommunistischen Führung beginnen am Sonntagabend in Peking mit Regierungschef Li Keqiang. Am Montag ist ein Treffen mit Staats- und Parteichef Xi Jinping geplant.
Menschenrechte thematisieren
Aktivisten forderten die Kanzlerin auf, sich auch für Menschenrechte einzusetzen. Der chinesische Bürgerrechtsanwalt Mo Shaoping nannte Fälle von Menschenrechtsverstössen wie den des inhaftierten Anwalts Pu Zhiqiang oder den von Liu Xia, der unter Hausarrest stehenden Frau des im Gefängnis sitzenden Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo.
«Wenn die internationale Gemeinschaft schweigt, keinen Kommentar abgibt und keine scharfe Kritik äussert, heisst das, dass sie in Wirklichkeit Zustände duldet, in denen China die Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte verletzt», sagte er.
Deutsche Diplomaten sagten, die Kanzlerin habe Menschenrechte immer zum Thema gemacht. Es sei aber der Sache nicht dienlich, öffentlich zu viel darüber zu reden. Trotz vieler Gespräche sei die Lage in China nicht so, wie die deutsche Regierung es sich wünschen würde. Es gebe nach wie vor Defizite.
Merkel wolle auch nach den Arbeitsbedingungen für ausländische Journalisten fragen, die sich seit 2011 spürbar verschlechtert haben.
Schicksal der Uiguren ansprechen
Die Exil-Uiguren appellierten an Merkel, mit Präsident Xi über das Schicksal ihrer Volksgruppe in der Region Xinjiang zu sprechen. In einem Brief an die Kanzlerin schrieb die Vorsitzende des Weltkongresses der Uiguren, Rebiya Kadeer: «Die vergangenen zwei Jahre haben eine Zunahme der Gewalt und ein noch härteres Durchgreifen der Chinesen in der Region erlebt.» Das Turkvolk falle zunehmender Unterdrückung zum Opfer.
Chinas Behörden machen Uiguren für eine Serie von Terroranschlägen in den vergangenen Monaten verantwortlich und greifen mit Festnahmen, Verurteilungen und Hinrichtungen hart durch.