Bundespräsident Ueli Maurer hat eine positive Bilanz seiner Teilnahme am Weltwirtschaftsforum (WEF) gezogen. Er habe viele Kontakte pflegen und offene Gespräche führen können. Ein Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel kam aber nicht zustande.
Er habe intensiv versucht, einen Termin mit Merkel zu finden und auch der Kanzlerin sei es ein Anliegen gewesen. Wegen des gedrängten Programms sei ein Treffen aus Zeitgründen nicht möglich gewesen, sagte Maurer am Freitag im Gespräch mit Journalisten in Davos.
Er glaube nicht, dass Merkel wegen seiner Kritik an der Machtpolitik grosser Länder verschnupft sei. Hingegen habe er wohl „einigen kleinen Staaten aus dem Herzen gesprochen und einigen grösseren Staaten ins Gewissen geredet“, sagte Maurer.
Das Verhältnis mit Deutschland sei wieder besser, wie die Kontakte mehrere Mitglieder beider Regierungen am WEF gezeigt hätten. Allerdings ist der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, der direkt für das vorläufig gescheiterte Steuerabkommen zuständig ist, nicht nach Davos gereist, weil er krank sei. Auch die US-Regierung ist kaum vertreten.
Warten auf Wahlen
Vor den deutschen Wahlen im Herbst wird es keine neuen Gespräche über ein Abkommen zur Abgeltung unversteuerter Vermögen auf Schweizer Banken geben. Dies gilt derzeit auch für die Verhandlungen mit Italien: In seinem Gespräch mit Mario Monti habe der italienische Ministerpräsident erklärt, er würde sich nach einer Wiederwahl im Februar dafür einsetzen.
Der Bundespräsident zeigte sich „skeptisch, ob schnell viel Fahrt aufkommt“, da Italien auch andere Probleme habe. Das zuletzt abgekühlte Verhältnis mit dem südlichen Nachbarland habe sich aber revitalisiert.
Zur Aussage des britischen Premiers David Cameron am WEF, Steuerhinterziehung und auch Steuervermeidung müssten bekämpft werden, wollte sich Maurer nicht äussern. Er lasse sich nicht gerne dreinreden und wolle dies selber auch nicht tun. Mit Grossbritannien hat die Schweiz allerdings bereits ein Abgeltungssteuerabkommen geschlossen, ebenso mit Österreich.
„Geist von Davos“
Maurer traf in Davos auch Staats- und Regierungschefs aus Aserbaidschan, Costa Rica, Georgien, Russland und weiteren Ländern sowie unter anderen IWF-Chefin Christine Lagarde. Bei Apéros oder in Warteschlangen treffe man zudem Leute, „die man sonst nur am Fernsehen sieht“, sagte Maurer.
Die Gespräche seien offen und informell, man könne Bekanntschaften knüpfen und sich mehr entlocken lassen als bei förmlichen Treffen wie Staatsempfängen. „Das ist wohl der Geist von Davos.“ Bei der Einordnung des Nutzens des WEF für die Schweiz sei er zwar nicht euphorisch. Für den Erfolg des Anlasses winde er WEF-Gründer Klaus Schwab aber dennoch ein Kränzchen.