Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf warnt in ihrer 1.-August-Ansprache vor den Auswirkungen der Euro-Krise. Die Schweiz stehe noch gut da, müsse sich aber für Krisen und Druck von aussen wappnen. Sie ruft zu Zusammenhalt und aktivem Handeln auf.
„Wenn in Europa die Dämme brechen, wird auch die Schweiz mehr oder weniger stark unter Wasser stehen“, sagte Widmer-Schlumpf in der von Radio und Fernsehen übertragenen Rede. Wegschauen sei keine Option. Die Herausforderung lasse sich aber meistern, indem „wir mithelfen, die Dämme bei uns und in Europa zu befestigen“.
Dies tue die Schweiz mit ihrer Beteiligung am Internationalen Währungsfonds oder mit dem Mindestkurs gegenüber dem Euro, den die Nationalbank verteidigt, erinnerte Widmer-Schlumpf. Die Wirtschaft habe sich dank grosser Leistungsstärke bisher als sehr krisenresistent erwiesen.
Weitblick sei in schwierigen Zeit gefragt. Um dies zu unterstreichen, begab sich die Bündnerin für ihre Ansprache hoch hinaus: Sie wählte das 2126 Meter über Meer gelegene Juf im Avers-Tal in ihrem Heimatkanton. Juf mit seinen rund 30 Einwohnern gilt als die am höchsten gelegene, im Sommer und Winter bewohnte Siedlung Europas.
Blick für Zusammenhänge
„Von hier aus reicht der Blick weit. In das Tal hinein, auf die Berge – aber auch über das Tal und die Berge hinweg“, sagte Widmer-Schlumpf. Der Besuch in der Höhe helfe, Zusammenhänge zu sehen, „für die wir im Alltag und in der Auseinandersetzung mit einzelnen, konkreten Problemen gelegentlich den Blick verlieren“.
Der Schweiz wehe in den nächsten Jahren wohl ein noch rauerer Wind entgegen. Der Druck von aussen dürfte noch stärker werden, prophezeit die Finanzministerin. Ihr Departement steht derzeit in harzigen Verhandlungen mit den USA über eine Lösung des Steuerstreits.
Reihen schliessen
Widmer-Schlumpf mahnt angesichts der ausländischen Druckversuche zur Einigkeit: „Besonders wichtig wird sein, dass wir uns nicht gegenseitig in den Rücken fallen. Es gilt die Reihen zu schliessen.“ Das gelte nicht nur für den Nationalfeiertag, sondern auch an den Tagen danach.
Die Schweiz solle auf ihre Stärken bauen, sagte Widmer-Schlumpf. Konkret sprach sie dabei die tiefe Verschuldung an sowie die Investitionen in Forschung, Bildung, Präzision und Qualität.