Bundesräte starten Festreden mit viel Lokalkolorit

Bundesräte haben den 1. August bereits am Vorabend mit Festreden eingeläutet. Sie setzen in ihren Ansprachen neben den grossen Themen EU, Flüchtlingskrise und Frankenstärke auch auf viel Lokalkolorit: von Lindauer Maggi-Würfeln bis Sumiswalder Glockengeläut.

Bundesrat Didier Burkhalter spricht zum 1. August vom Frieden. (Archiv) (Bild: sda)

Bundesräte haben den 1. August bereits am Vorabend mit Festreden eingeläutet. Sie setzen in ihren Ansprachen neben den grossen Themen EU, Flüchtlingskrise und Frankenstärke auch auf viel Lokalkolorit: von Lindauer Maggi-Würfeln bis Sumiswalder Glockengeläut.

Frieden sei ein zentrales Gut, sagte Bundesrat Didier Burkhalter am Freitagabend vor der Festgemeinde in seinem Heimatort Sumiswald. Daran erinnere nicht zuletzt eine Kirchturmuhr aus dem Ort im Emmental. Die Uhr spiele seit 100 Jahren jede Viertelstunde zuverlässig ihr Glockenspiel «Ave Maria».

Allerdings gehe das friedliche Glockengeläute heute leider im Kriegsgetöse unter. Denn die Uhr ziere die Kathedrale im syrischen Aleppo. «Die Zeit des Friedens gilt nicht für immer, sondern wir müssen uns ständig dafür einsetzen», erinnerte Burkhalter.

Berühmtester Bouillonwürfel

Bezug zum Auftrittsort nahm auch Bundesrat Alain Berset in seiner Ansprache in Lindau ZH, «wo die Anfänge des berühmtesten Bouillonwürfels der Welt liegen». Der Mühlenbesitzer Maggi habe damals pragmatisch und intelligent auf die Industrialisierung, also neue Technik und die ausländische Konkurrenz, reagiert, sagte Berset. Mit der Erfindung eines neuartigen Lebensmittels. Maggi habe damals ausgezeichnete Fragen gestellt. Zum Beispiel, welches die vielversprechenden Märkte sind.

«Auch unser Land muss sich Fragen stellen», sagte Berset. Etwa, wie sich auch in Zukunft Wettbewerbsfähigkeit und Solidarität verbinden liessen. Oder wie die Gesellschaft trotz wachsender kultureller Vielfalt zusammengehalten werden könne.

«Marignano war Quittung»

Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann zeigte sich in Allschwil BL ebenfalls mit der lokalen Geschichtsschreibung vertraut: Zusammen mit acht weiteren Gemeinden gehöre Allschwil seit dem Wiener Kongress vor 200 Jahren zur Eidgenossenschaft – nach 25 Jahren französischer Herrschaft. Das habe allerdings nicht nur Vorteile gebracht, sagte Schneider-Ammann. So hätten die Birsecker einige moderne Errungenschaften verloren – etwa die Niederlassungsfreiheit und die Gleichstellung der Frau.

Auch zur Niederlage der Eidgenossen bei Marignano vor 500 Jahren äusserte sich Schneider-Ammann kritisch: «Marignano war auch eine Quittung für mangelnden Zusammenhalt und fehlende Innovationsbereitschaft.» Die alten Eidgenossen hätten 1515 die Schlacht nicht zuletzt deshalb verloren, weil sie ungeeint, mit veraltetem Material und mit einer falschen Taktik auf einen besser ausgerüsteten und aufgestellten Gegner trafen. Auch heute brauche es Zusammenarbeit und Innovationsbereitschaft, um den neuen Herausforderungen zu begegnen.

Wo diese Herausforderungen liegen, darin sind sich die drei Bundesräte ziemlich einig: Die ungeklärte Beziehung zu Europa, die Frankenstärke, internationale Kriege, Flüchtlings- und Schuldenkrisen führten zu einer grösseren Unsicherheit. Zum Nationalfeiertag betonten sie deshalb: Das Land muss angesichts der Herausforderungen zusammenhalten.

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