Der Kanton Aargau gedachte am Samstag den über 3000 Gefallenen des zweiten Villmergerkrieges, der blutigsten Auseinandersetzung innerhalb der Eidgenossenschaft. Bundesrätin Doris Leuthard rief dazu auf, sich für Freiheit, Gleichheit und Toleranz einzusetzen.
„Villmergen darf nie umsonst gewesen sein“, sagte Leuthard am Samstag in Villmergen. Die Gedenkfeier fand auf dem Areal des Landschaftstheaters „Mit Chrüüz und Fahne“ beim Schloss Hilfikon AG statt.
Wenn man sich die Zeit nehme, die die Demokratie brauche, wenn Menschen und Institutionen kritisch-konstruktives Vertrauen entgegengebracht werde, dann habe man aus dem Villmergerkrieg von 1712 wirklich etwas gelernt.
Wenn man bereit sei, nach harten Abstimmungsschlachten von Angesicht zu Angesicht tragfähige Lösungen für das Land zu erarbeiten, dann sei Villmergen nicht umsonst gewesen, sagte Leuthard.
Leuthards Wohn- und Heimatgemeinde Merenschwand liegt ebenfalls im Aargauer Freiamt, nur 13 Kilometer von Villmergen entfernt. Die Bundesrätin erinnerte auch daran, dass der Religionshass mit der wohl blutigsten Schlacht in der Geschichte des Aargaus nicht vorüber war.
Aufklärung bringt Toleranz
Erst die Ideen der Aufklärung, die allmählich auch im Aargau auf fruchtbaren Boden fielen, hätten das gegenseitige Verständnis der Konfessionen, die Toleranz gegenüber Andersgläubigen gefördert.
Die Zeiten, in denen der Aargau von Truppenaufmärschen, Blockaden und Krieg heimgesucht wird, sind vorbei, sagte die Aargauer Frau Landammann Susanne Hochuli (Grüne). Der Aargau als Schlachtfeld für fremde Händel sei passé.
Auch die Landeskirchen nehmen an der Gedenkfeier teil. Zudem waren Delegationen aus den am Krieg vor 300 Jahren beteiligten Kantone eingeladen.
Damals standen auf der reformierten Seite Bern und Zürich den katholischen Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Wallis und der Fürstabtei St. Gallen gegenüber.
Die Gedenkfeier findet auf den Tag genau 300 Jahre nach der Unterzeichnung des Landfriedens in Aarau statt. Als Kriegsverlierer mussten die katholischen Orte ihre jahrhundertealte Vormachtstellung den reformierten Orten Zürich und Bern abtreten.