Bundesrat bemängelt Radium-Kommunikation

Nach den Enthüllungen über radioaktiv belastete Standorte hat sich am Dienstag der Bundesrat zu Wort gemeldet. Gesundheitsminister Alain Berset geht davon aus, dass noch nicht alle Standorte entdeckt worden sind. Wo sich diese befinden, ist unklar.

Bundesrat Alain Berset während der Sommersession im Nationalrat (Bild: sda)

Nach den Enthüllungen über radioaktiv belastete Standorte hat sich am Dienstag der Bundesrat zu Wort gemeldet. Gesundheitsminister Alain Berset geht davon aus, dass noch nicht alle Standorte entdeckt worden sind. Wo sich diese befinden, ist unklar.

Auf der Baustelle der Bieler Autobahn-Umfahrung war vor zwei Jahren radioaktiver Abfall entdeckt worden. Die Bevölkerung erfuhr davon erst vor wenigen Tagen durch die Medien. Die späte Information sei ein Fehler gewesen, räumte Berset in der Fragestunde des Nationalrats ein.

Das auf der Baustelle entdeckte Radium-226 stammt wahrscheinlich aus der Uhrenproduktion. Gefunden wurden Fläschchen mit radioaktiver Leuchtfarbe. Diese wurde bis in die 1960er-Jahre in der Uhrenindustrie verwendet, wie Berset in Erinnerung rief.

Sollte es anderswo zu Funden wie in Biel kommen, werde das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gemeinsam mit den lokalen Behörden dafür sorgen, dass die Bevölkerung «unverzüglich» informiert werde. Berset betonte zugleich wie zuvor das BAG, dass vom Abfall keine grosse Gefahr ausgegangen sei.

Auf die Zifferblätter aufgetragen wurde das Radium in einer unbekannten Zahl von Ateliers, vor allem im Jurabogen. Die «SonntagsZeitung» publizierte an Pfingsten eine Liste von rund 85 Standorten, viele davon in den Uhrenstädten Biel und La Chaux-de-Fonds.

Biel und La Chaux-de-Fonds im Zentrum

Das BAG und die Unfallversicherungsanstalt Suva nehmen die Liste ernst, wie sie am Dienstag an Medienorientierungen in den beiden Städten versicherten. Die Unterlagen stammten ja aus dem Bundesarchiv.

An 25 der 85 Standorte wurde ab 1963 mit behördlicher Bewilligung Radium verwendet. Diese Gebäude wurden regelmässig kontrolliert; nach Schliessung des Betriebs wurden sie untersucht und bei Bedarf saniert. Die Fälle sind für die Behörden also erledigt.

Offen sind rund 60 Standorte, wo vor Inkraftsetzung der Strahlenschutzverordnung im Jahr 1963 mit Radium gearbeitet worden war. Dafür brauchte es keine Bewilligung, weshalb die Behörden auch nicht alle Standorte kennen können. Die Bevölkerung wurde deshalb um Mithilfe gebeten: Wer ein mögliches ehemaliges Radium-Atelier kenne, solle das melden.

In Biel werden fürs erste 21 Standorte näher untersucht. In La Chaux-de-Fonds sind es gegen 30. Weitere befinden sich in der Umgebung von Biel und im Berner Jura.

Reinigen oder sanieren

Die Kosten für die Untersuchungen – etwa 1000 Franken pro Objekt – übernimmt der Bund. Werden Kontaminationen festgestellt, versucht man es erst einmal mit einer gründlichen Reinigung. Reicht das nicht, braucht es eine Sanierung. Dabei wird beispielsweise ein kontaminierter Fussboden herausgerissen und ersetzt.

Die Eigentümer und Bewohner aller noch bestehenden Gebäude sollen in nächster Zeit umfassend informiert werden. BAG und SUVA wollen innert zwölf Monaten Klarheit über die einzelnen Objekte schaffen und so «jedes Gesundheitsrisiko ausschliessen».

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