Der Bundesrat empfiehlt dem Stimmvolk, am 17. Juni die Förderung integrierter Gesundheitsnetzwerke zu befürworten. Gesundheitsminister Alain Berset, der sich im Parlament noch dagegen aussprach, hat am Donnerstag für ein Ja zur Managed-Care-Vorlage geworben.
Er sei zusammen mit dem Bundesrat und der Mehrheit des Parlaments davon überzeugt, dass Managed Care „ein echter Fortschritt“ sei, sagte Berset vor den Medien in Bern. So könne die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessert und das Kostenwachstum gebremst werden.
Seinen Meinungswechsel begründete SP-Bundesrat Berset nicht nur damit, dass er als Bundesrat nun eine andere Rolle spielt und wegen des Kollegialitätsprinzips die Regierungsmeinung vertreten muss.
Er habe sich in den vergangen Wochen intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und unterstütze die Vorlage nun „aus Überzeugung“, sagte Berset. Er vertritt damit eine gegensätzliche Position als die SP Schweiz, die das von Ärztekreisen ergriffene Referendum mitträgt.
Berset betont Vorzüge von Managed Care
Der Gesundheitsminister rückte an der Medienkonferenz zum Auftakt des Abstimmungskampfs vor allem die kaum bestrittenen Vorzüge der integrierten Gesundheitsnetze in den Vordergrund. Es herrsche weitgehend Einigkeit, dass solche Managed-Care-Netze grundsätzlich positiv zu bewerten seien, sagte er.
Bei solchen Modellen schliessen sich Leistungserbringer – etwa Hausärzte, Spezialärzte und Physiotherapeuten – zum Zweck der Koordination der medizinischen Versorgung zusammen. Patienten, die sich diesen Netzen anschliessen, schränken ihre freie Arztwahl ein, profitieren in der Regel aber von tieferen Krankenkassenprämien.
Die Gesundheitspolitiker erhoffen sich von diesen Modellen unter dem Strich geringere Kosten bei einer höheren Behandlungsqualität. Letzteres erwartet Berset vor allem dank der Behandlung „aus einer Hand“ und einer besseren Koordination. So würden Doppelspurigkeiten, Missverständnisse, Fehler und unnötige Behandlungen vermieden.
Budget für Behandlungen
Dies erwartet der Bundesrat insbesondere, weil die Leistungserbringer in einem Managed-Care-Modell für die Versorgung der Patienten finanzielle Mitverantwortung übernehmen. Dazu einigen sie sich mit einer Krankenkasse auf ein Globalbudget, innerhalb dessen sie die Behandlungen ihrer Patienten organisieren sollen.
Besonders effizient ist dieses System laut Berset im Falle von chronisch Kranken – einer Patientengruppe, die in der Schweiz 80 Prozent der Gesundheitskosten verursacht.
Heute gibt es in der Schweiz etwa 90 solcher Gesundheitsnetze, vor allem in der Deutschschweiz. Geht es nach dem Bundesrat, sollen sich mittelfristig 60 Prozent der Bevölkerung bei einem solchen Modell versichern.