Bundesrat Bersets Sorge um die Landessprachen

In der Debatte um den Sprachunterricht wehrt sich Bundesrat Alain Berset dagegen, in die Ecke des Verteidigers des Frühfranzösischen gedrängt zu werden. Es gehe ihm um alle Landessprachen – Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch.

Bundesrat Berset warnt davor, die Landessprachen zu vernachlässigen. (Bild: sda)

In der Debatte um den Sprachunterricht wehrt sich Bundesrat Alain Berset dagegen, in die Ecke des Verteidigers des Frühfranzösischen gedrängt zu werden. Es gehe ihm um alle Landessprachen – Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch.

Am Montag hatte der Schweizer Kulturminister Alain Berset in der Fragestunde des Nationalrats in deutlichen Worten die Position des Bundesrats wiederholt, auch künftig müsse jeder Schweizer Schüler in der Primarschule eine zweite Landessprache lernen. Dass nur noch Englisch unterrichte werde, sei keine Option.

Zusammenhalt der Schweiz

Seine Aussagen lösten in jenen Deutschschweizer Kantonen Kritik aus, die Pläne wälzen, sich in der Primarschule nur noch auf den Englischunterricht zu konzentrieren. In der Westschweiz und im Tessin wiederum verursachen solche Bestrebungen wie in Schaffhausen, Basel-Landschaft, Thurgau, Graubünden und Solothurn Unbehagen.

Dass es in der Volksschule keinen Unterricht in einer zweiten Landessprache mehr gebe sei «unvorstellbar», sagte Berset. «Es kann nicht sein, dass wir uns in Zukunft nicht mehr in unseren Landessprachen unterhalten können». Dies sei eine Frage des nationalen Zusammenhalts», sagte er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF1.

 

Kompetenz der Kantone

Dieses Ziel könne aber auf mehreren Wegen erreicht werden. Es müsse einer gefunden werden, der weder Schüler noch Lehrer überfordere.

Die Volksschule liege in der Kompetenz der Kantone. Der Entscheid, im Rahmen von HarmoS bereits in der Primarschule zwei Fremdsprachen zu unterrichten, sei von der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren vor zehn Jahren gefällt worden, erinnerte Berset.

Die Kantone würden 2015 eine Bilanz von HarmoS ziehen. Danach werde weiter diskutiert. Falls die Kantone sich für nur noch eine Fremdsprache entscheiden, sei dies zu akzeptieren. «Wenn aber nur noch eine Sprache unterrichtet werden soll, dann hat dies eine Landessprache zu sein.»

Zurückhaltend eingreifen

Der Bund werde ansonsten eingreifen, allerdings zurückhaltend, relativierte Berset seine Aussagen vom Montag. Zunächst werde der Bund aber die Kantone dabei unterstützen, den Unterricht in zwei Fremdsprachen umzusetzen.

Er brach auch eine Lanze für den Italienischunterricht. Verschiedene Gymnasien bieten inzwischen Italienisch nicht mehr als Freifach an. Wer es dennoch lernen will, muss den Weg in ein anderes Schulhaus auf sich nehmen.

«Es muss möglich bleiben, dass Italienisch weiter als dritte Landessprache gelernt wird.» Der Bund könne dafür im Rahmen der für 2016 geplanten Kulturbotschaft den Kantonen noch weitere «Anreize und Hilfen» dafür geben.

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