Der Bundesrat hat die Hitzewelle am ersten Tag seiner traditionellen Schulreise hautnah miterlebt. Im Heimatkanton von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga spazierte die Regierung bei über 30 Grad nach Riggisberg. Später gab es wenigstens ein Bad in der Menge.
«Im Kanton Bern liegen meine politischen Wurzeln, im Tessin meine familiären», sagte Sommaruga am Donnerstagmittag bei einem Point de Presse vor der Asylunterkunft in Riggisberg, etwa zwanzig Kilometer südlich von Bern. Das Tessin wird der Bundesrat am Freitag besuchen.
Bei hochsommerlichen Temperaturen deutlich über dreissig Grad liessen es die sieben Bundesrätinnen und Bundesräte für einmal etwas ruhiger als im Arbeitsalltag angehen. Doris Leuthard schätzte dies: «Wichtig ist, dass wir auf der Bundesratsreise nicht einfach von Termin zu Termin hetzen.»
Die Reise ermögliche auch Diskussionen über Themen, die im Alltag zu kurz kämen. Solche Gespräche seien wichtig, damit der Bundesrat als Team funktioniere.
Fussmarsch nach dem Frühstück
Doch langweilig wurde es den Magistraten auch während ihres Ausflugs abseits der Schreibtische im Bundeshaus nicht. Bundespräsidentin Sommaruga führte ihre Kolleginnen und Kollegen durch das Berner Mittelland.
Nach dem Frühstück und einer Begegnung mit dem Berner Regierungsrat in einem Ausflugslokal in Oberbütschel, einem Ortsteil der Gemeinde Rüeggisberg, startete das Programm mit einer Wanderung durch die Hügellandschaft Bütschelegg.
Am Zielort Riggisberg besuchte die Landesregierung das dortige kantonale Asyl-Durchgangszentrum, wo 150 Menschen aus 20 Nationen leben, wie Sommaruga berichtete. Beim gemeinsamen Mittagessen ergab sich die Gelegenheit für Gespräche mit Bewohnern des Zentrums.
Spezielle Begegnungen
«Direkte Demokratie heisst auch direkte Kontakte mit den Menschen, die in unserem Land leben», sagte Sommaruga. Das Mittagessen zubereitet hatten die Asylsuchenden. Es sei schmackhaft gewesen, zum Teil scharf. «Das Essen ist mit viel Liebe zubereitet worden», sagte Bundesrat Ueli Maurer gegenüber Journalisten.
Auch er nutzte die Gelegenheit für Gespräche mit Asylsuchenden. Dabei habe ihn besonders der Willen der Menschen beeindruckt, ihre persönliche Situation zu verbessern. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf berichtete, sie habe im Zentrum ein einmonatiges Baby in den Armen gehalten. Das Kind sei hier in Riggisberg geboren worden. Sie habe hier wieder einmal gesehen, wie unterschiedlich die Voraussetzungen der Menschen sein könnten.
Bad in der Menge in Biel
Am Nachmittag reiste der Bundesrat dann nach Biel weiter. Zuerst besuchte er das Zentrum Schlössli, wo vor allem ältere, aber auch jüngere Langzeitpatienten gepflegt werden. Auch dort zeigte sich die Regierung volksnah und unterhielt sich mit Bewohnerinnen und Bewohner sowie mit Angestellten.
Zum Abschluss des Programms im Kanton Bern fand in der Altstadt von Biel – der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz – ein Apéro mit der Bevölkerung statt. Zwischen 150 und 200 Personen folgten der Einladung.
Die sieben Regierungsmitglieder genossen das Bad in der Menge sichtlich. Sie machten Selfies mit der Bevölkerung, tranken ein Glas Wein oder Bier und liessen den ersten Tag ihres «Reislis» ausklingen.
Auch am Freitag wird es sommerlich warm, wenn der Bundesrat im Tessin weilt. Dabei will er sich unter anderem mit der Bevölkerung von Bellinzona zur Risottata auf der Piazza Governo treffen.