Im Schweizer Stromnetz gibt es Engpässe, der Ausbau kommt nur schleppend voran. Die dezentrale Produktion erneuerbarer Energien schafft zusätzliche Probleme. Diesen Herausforderungen will der Bundesrat mit der Strategie Stromnetze begegnen.
Er hat am Mittwoch die dafür nötigen Gesetzesänderungen verabschiedet. Nun ist das Parlament am Zug. Die Strategie Stromnetze hat vier Stossrichtungen. Eine davon betrifft Vorgaben für die bessere Entwicklung des Stromnetzes. Beispielsweise sollen Netzbetreiber und Behörden zur Koordination verpflichtet werden.
Verfahren für Vorhaben im Übertragungsnetz, das den Strom von den grossen Kraftwerken zu den tieferen Netzebenen transportiert, dauern heute 5 bis 13 Jahre. Sie sollen auf 4 bis 8 Jahre verkürzt werden.
Die Strategie enthält weiter Kriterien für den Entscheid, ob im Übertragungsnetz Erdkabel oder Freileitungen verlegt werden sollen. Im Verteilnetz sollen grundsätzlich Erdkabel verlegt werden. Ausnahmen wären nur möglich, wenn ein Erdkabel sehr viel teurer als eine Freileitung zu stehen kommt. Der Bundesrat könnte festlegen, ab welchem Mehrkostenfaktor eine Freileitung gebaut werden könnte.
Als Grund für den langsamen Fortschritt bei der Erneuerung des Stromnetzes haben die Bundesbehörden auch die mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz ausgemacht. Deshalb soll das Bundesamt für Energie die Bevölkerung besser über die Netzentwicklung und über Möglichkeiten zur Mitwirkung im Verfahren informieren. Auch Kantone und die nationale Netzgesellschaft Swissgrid sollen mehr an die Öffentlichkeit gehen.
Für die Umsetzung der Strategie Stromnetze rechnet der Bundesrat bis 2050 mit Mehrkosten von insgesamt rund 18 Milliarden Franken. Die Kosten variieren allerdings je nach Mehrkostenfaktor und Anteil Erdleitungen.
Der grösste Teil der Mehrkosten verursacht aber die dezentrale Produktion erneuerbarer Energien. Wenn beispielsweise ein Haushalt Strom bezieht, aus der Photovoltaikanlage auf dem Dach aber auch abgibt, muss das Stromnetz in beide Richtungen funktionieren. Zudem ist es viel grösseren Schwankungen ausgesetzt. Zur Behebung dieser Probleme rechnet der Bundesrat im Verteilnetz mit Mehrkosten von fast 13 Milliarden Franken.